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Gut und Böse trennen? - Karin Klingbeil
»...der werfe den ersten Stein« - Wolfgang Blaich
Vor 150 Jahren: Das Zerwürfnis - Jörg Klingbeil
»Herausforderung Klimakrise - Schöpfung neu entdecken« - Jörg Klingbeil
Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du also, dass wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune.
Mit der Bibelstelle Matthäus 13,24-30 haben wir eines der für Jesus so typischen Gleichnisse für das Himmelreich, Gottesreich oder Reich Gottes vor uns, die den Kern von Jesu Verkündigung darstellen. Der Evangelist Matthäus hat den Stoff der Jesusüberlieferungen nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet, z.B. seine Reden, seine Taten, die Wunder, sein Weg nach Jerusalem usw. So hat er auch die Reich-Gottes-Gleichnisse in einem Kapitel, nämlich dem 13., zusammengefasst, während andere gleichnishafte Geschichten im übrigen Text verarbeitet sind. Hier aber erscheinen die einzelnen Gleichnisse jeweils für sich, ohne einen thematischen Zusammenhang. Dabei ist das Unkraut unter dem Weizen Sondergut des Matthäus.
In den Gleichnissen greift Jesus Bilder des täglichen Lebens seiner Zuhörer auf und rückt deren Bedeutung nah in ihr alltägliches Leben. So beschreibt er das Gottesreich, dessen Kommen er nicht nur verkündet, sondern das für ihn mit seinem Auftreten bereits anbricht. Er beschreibt es als unaufhaltsam wachsendes Reich (Senfkorn und Sauerteig), als eines, das teils angenommen, teils abgelehnt wird (vom Sämann), als eine Erfüllung des Lebens (der Schatz im Acker und die kostbare Perle) und als Ort, in dem die Guten und die Bösen getrennt werden (vom Fischnetz und unser Gleichnis vom Unkraut im Acker).
Auch als Laie weiß ich, dass sogenanntes Unkraut der Nutzpflanze, um deren Ertrag es dem Bauern geht, Wasser und Nährstoffe abzweigt. Deshalb wird grundsätzlich versucht, Unkraut zu entfernen - früher manuell, dann zeitweise durch Chemie wie z.B. Glyphosat, das Schäden in der Natur verursacht hat. Im ökologischen Landbau, der ohne Herbizide auskommen möchte, gibt es heute dafür Maschinen, den sogenannten Striegel. Der Landwirt muss genau wissen, wann er diesen einsetzt, damit er wirksam ist und die Nutzpflanze möglichst wenig schädigt - aber das Unkraut gar nicht zu behandeln, sondern zusammen mit der Nutzpflanze bis zur Ernte wachsen zu lassen wie in unserem Gleichnis, ist völlig unüblich.
Mal abgesehen von dem ‚Feind‘, der das Unkraut zwischen das Getreide gesät hat, reagieren die Knechte so, wie es eben auch schon damals üblich war, und fragen, ob sie das Unkraut ausjäten sollen. Doch der Herr befürchtet zu viel Schaden durch die Maßnahme, denn offensichtlich handelt es sich - wie die Bibelwissenschaft herausgefunden hat - um den Taumellolch, eine Pflanze, die im frühen Stadium dem Weizen ähnlich sieht und erst, wenn sich die Ähren ausbilden, sichtbar wird, was Weizen und was Lolch ist - daher wird der Unkrautbefall auch erst so spät festgestellt. Der Taumellolch ist giftig, er verursacht Erbrechen und Schwindel - daher der Name. Hinzu kommt, dass die Wurzeln der nebeneinander wachsenden Pflanzen so sehr miteinander verfilzen, dass beim Ausreißen des Unkrauts auch der Weizen ausgerissen würde. Deshalb entscheidet sich der Hausherr dafür, das Unkraut neben dem Weizen wachsen zu lassen und die Trennung erst zur Erntezeit vornehmen zu lassen.
Auch wenn es bei Jesus am Ende der Geschichte auch um den Anbruch der Herrschaft Gottes geht, ist nicht die Trennung von Gut und Böse die Kernaussage, sondern Gottes sichtbar werdende Regentschaft über alle Welt. Aber die Jünger verstehen das nicht, wie sich einige Verse später zeigt, und auch Matthäus interpretiert das Gleichnis nicht in dieser Richtung. Aber - war Jesus nicht als derjenige aufgetreten, der das Gesetz bis ins Kleinste erfüllen wollte? Er verschärfte es sogar: »Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist ... ich aber sage euch...«. Hatte er nicht die kompromisslose Entscheidung zwischen Gott und dem Mammon gefordert? War er nicht ein Feind jeglicher Heuchelei? Mussten dann nicht klar und deutlich diejenigen ausgeschlossen werden, die gegen seine Verkündigung handelten?
Und dann dieses Gleichnis als Parabel für das Gottesreich? Zweifellos geht es im Gleichnis um ‚Gut‘ und ‚Böse‘, wenn man das so nennen will. Aber Jesus geht es immer um die Menschen. So betrachtet geht es bei dem Gleichnis um Menschen, die ‚Frucht bringen‘, die sich wohl verhalten, ihren Mitmenschen und der Gesellschaft gegenüber Nutzen bringen, und solche, die Gesetze gebrochen haben, Schmarotzer der Gesellschaft sind, sich den moralischen Anforderungen nicht fügen oder ihre Mitmenschen ausnutzen. Trotzdem geht Jesus nicht gegen sie vor, sondern er lässt sie wachsen, bis am Ende sicher ist, was gut und was böse ist.
Matthäus interpretiert dieses Gleichnis Jesu auf seine Art einige Verse später, wenn er die Jünger fragen lässt, wie Jesus dieses Gleichnis auslegt. Bei ihm geht es um das Ende der Welt, aber er legt die Betonung auf die Bestrafung derjenigen, die Unrecht tun und die - typisch Matthäus - schließlich unter ‚Heulen und Zähneklappern‘ in den Feuerofen geworfen werden. Das ist eher eine Drohbotschaft im Vergleich zu Jesus selbst. Bei ihm spiegelt sich sein Verhalten Außenseitern gegenüber wider. Er begegnet jedem Menschen ohne Vorbehalt - für ihn ist jeder Mensch ein Geschöpf Gottes, das von Gott geliebt wird. Das zeigt sich deutlich an seinem Umgang mit den in der damaligen Gesellschaft Ausgegrenzten - den Aussätzigen, denen er voller Erbarmen begegnet, den Zöllnern wie Zachäus, der nach seiner Begegnung mit Jesus sein Leben völlig ändert, der Ehebrecherin, die nach dem geltenden Recht gesteinigt hätte werden sollen, der er aber nach ihrer Rettung sagte: sündige hinfort nicht mehr! Diese Haltung Jesu kann irritieren, weil dadurch die Orientierung und die Identität etwas verlorengehen. Verwirrend auch, weil nicht mehr eindeutig scheint, was gut und was böse ist - bzw., wie man damit umgehen soll.
Wir Menschen suchen die Gemeinschaft und schließen uns gern Gleichgesinnten an; da fühlen wir uns stark und sicher. Immer stellt sich dann auch in der Clique, im Freundeskreis und auch in Gemeinschaften wie der unseren oder in Kirchengemeinden die Frage: wer gehört dazu und wer auf keinen Fall? Immer wieder geschieht es, dass sich Menschen aufgrund von Bemerkungen oder einem Verhalten außerhalb der Gruppierung stellen, zu der sie gehören. Das irritiert die anderen und man fragt sich, wie man sich verhalten soll - trotzdem zu demjenigen stehen oder eher zum Rest der Gruppe?
In unserem Gleichnis steckt eine Antwort darauf: Wir Menschen können nur sehr begrenzt einen anderen Menschen beurteilen, in ihn hineinsehen. Wir können sein Denken, sein Fühlen oft nicht nachvollziehen, aber Jesus möchte uns zeigen: auch dieser anders denkende und fühlende Mensch ist ein Geschöpf Gottes und von ihm ebenso geliebt, wie Jesus das uns selber zugesagt hat. Auch er soll seinen Weg in diesem Leben finden - und der muss nicht so aussehen wie der unsrige. Vielleicht brauchen manche Menschen mehr Zeit für eine gewisse Entwicklung; wir sollten ihnen diese Zeit lassen und uns über jeden Fortschritt freuen, der ihnen hilft, zu dem zu werden, was in ihnen angelegt ist.
Das heißt nicht, dass wir nicht klar und deutlich machen sollten, wo eine Grenze im Zusammenleben ist, und dass manchmal auch ein Schlusspunkt gesetzt werden muss, damit Menschen merken, dass ihr Verhalten nicht geduldet werden kann, wenn andere darunter leiden. In unserer Gesellschaft muss das Zusammenleben geregelt werden, damit einigermaßen Gerechtigkeit herrscht und nicht der Stärkere dominiert. Was will uns Jesus dann mit seinem Gleichnis sagen?
Einerseits sicherlich, dass es uns nicht zukommt, ein endgültiges Urteil über einen anderen Menschen zu fällen - das steht allein Gott zu.
Ganz wesentlich aber bedeutet es, dass in unserer Welt schon immer beides nebeneinander existiert: Positives und Negatives. Und gerade in religiösen Gruppierungen ist besonders extrem versucht worden, das, was als nicht zugehörig oder nicht rechtgläubig angesehen wurde, aus der Gemeinschaft auszumerzen. Das gilt für die Anfänge des Christentums, wenn beispielsweise wegen der Frage nach dem Verhältnis der göttlichen und menschlichen Natur Christi zueinander Mord und Totschlag an der Tagesordnung waren, über die Inquisition im Mittelalter bis zum heutigen Tag. Es ist unfassbar, dass trotz der Botschaft umfassender und bedingungsloser Liebe im Namen Jesu so viele grausame Gewalttaten verübt und zahllose Menschen als Ketzer ermordet wurden. Wer öffentlich eine andere Meinung äußerte, wurde des Abfalls vom rechten Glauben und somit als Feind Gottes bezichtigt und verlor meist sein Leben. Noch in neuerer Zeit - bis ins 19. Jahrhundert hinein - wurden Mitglieder der Täufer-Bewegungen verfolgt und die Schweizer Täuferbewegung als falsch-Gläubige ausgerottet. Aber auch Gemeinschaften wir die Hutterer, Amischen und die Quäker schlossen ihrerseits Andersdenkende aus ihren Reihen aus - alles Bemühungen um einen ‚unkrautfreien Acker‘.
Aber kein Mensch ist nur ‚gut‘, keiner nur ‚böse‘ - wir Menschen tragen das Potenzial für beides in uns. Es gibt Situationen, in denen Menschen überreagieren - aus welchen Gründen auch immer - und mit Gewalt gegen andere vorgehen. Aber auch wir müssen ehrlicherweise feststellen, dass es uns oft nicht gelingt, so zu leben, wie wir es eigentlich wollen, besonders im Miteinander mit unseren Mitmenschen - sei es, dass wir lieblos mit jemandem umgegangen sind, dass wir nicht geholfen haben, wo unsere Hilfe dringend nötig gewesen wäre, dass wir uns vor einer Verantwortung gedrückt haben oder aus reiner Bequemlichkeit gegen unsere eigene Überzeugung gehandelt haben, ...
Ein ‚Acker‘, den viele gern unkrautfrei halten würden, ist die Erziehung unserer Kinder - sie verläuft häufig nicht in unserem Sinne geradlinig. Kinder nehmen sehr viel mehr auf als nur das, was wir als Eltern ihnen mitzugeben uns bemühen. Aber auch hier: das Fernhalten von unerwünschten Einflüssen ist unmöglich. Das stellt Eltern oft vor schwierige Situationen, und doch sind diese wichtig, weil nur, wer sich mit dem auseinandersetzt, was ihm aus der Welt begegnet an Gutem und an Schlechtem, kann lebenstauglich werden und seinen Weg im Leben finden.
Die einzige Möglichkeit, anderen bis gegenteiligen Auffassungen zu begegnen, ist die Liebe. In seinem Gedicht »Was es ist« hat Erich Fried (1921-1988), der österreichische Lyriker, es so ausgedrückt:
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Zu dieser Akzeptanz aus Liebe gehört - und auch das steckt in unserem Gleichnis - ein gutes Stück Gelassenheit und Zuversicht. Der Bauer ist zuversichtlich, dass seine gute Saat reiche Ernte bringen wird, trotz Taumellolch. Er kann gelassen bis zur Erntezeit abwarten und muss nicht in Aktionismus verfallen.
Überhaupt sind Gelassenheit und Zuversicht gute Ratgeber für unser Leben. Die Gelassenheit hilft uns, Situationen, die wir ohnehin nicht beeinflussen können, in Ruhe abzuwarten und sich entwickeln zu lassen - bekanntlich wächst das Gras nicht schneller, wenn man daran zieht! Das ist oft schwer, weil wir immer meinen, wir müssten etwas tun. Aber auch der Sämann geht nach getaner Arbeit nach Hause und wartet ab - nun müssen andere Kräfte wirken, damit der Same aufgeht und die Pflanze wächst.
Diese Kräfte wirken auch in der Zuversicht und haben eine große Wirkung auf unser Leben und Wohlergehen. Zuversichtlich heißt nicht blauäugig - gesunde Zuversicht überprüft, was möglich ist, und richtet ihre Erwartungen danach aus. Ein gutes, erreichbares Ziel vor Augen zu haben, bewirkt, dass wir beharrlich daran arbeiten, es zu verwirklichen. Studien haben gezeigt, dass zuversichtliche Studierende mit gleichen Fähigkeiten erfolgreicher durch ihr Studium kommen als solche mit negativen Erwartungen. Zuversichtliche Menschen sind sogar körperlich gesünder und erholen sich schneller wieder von Krankheiten.
Aber es wird auch immer schwierige Lebensphasen geben, in denen wir unsere Zuversicht verlieren. Da hilft nur, negative Gedanken und Gefühle, die uns dann befallen, zuzulassen und damit umzugehen, mit anderen darüber zu sprechen - denn oft haben andere Menschen Ähnliches erlebt und dann hilft der Austausch und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Das erweitert die Perspektive, und gemeinsam können wir Lösungen erörtern und entsprechend aktiv werden. Das hilft, nicht in Hoffnungslosigkeit zu verfallen - eine Haltung, die tut, was man kann, eröffnet auch in schwierigen Zeiten Möglichkeiten des Umgangs damit. Wichtig bleibt das »Dennoch« - denn trotz allem Negativen gibt es immer auch Positives. Wir müssen einüben, das auch zu sehen; und dazu hilft uns Dankbarkeit und - die Zuversicht, die Jesus immer vermitteln wollte, wie auch in unserem Gleichnis.
Karin Klingbeil, in Anlehnung an die Saalansprache vom 26. Mai 2024
Im 8. Kapitel des Johannesevangeliums wird eine Frau, welche Ehebruch begangen hat, vor Jesus geführt. Als er gefragt wird, was zu tun sei, antwortet er: »Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.« Dass die Geschichte von der Ehebrecherin nur im Johannesevangelium überliefert ist, ist kaum zu erklären. Denn hier begegnet uns nach einhelliger Auffassung ein authentisches Jesus-Wort. Die Art der Erzählung, vor allem auch die Art der Sprache Jesu, ist die der drei ersten Evangelien. Jedenfalls ist die Geschichte in ihrer Lebendigkeit überzeugend.
Es sind die Schriftgelehrten und Pharisäer, welche die Ertappte vor Jesus führen. Sie sagen zu ihm, dass nach mosaischem Gesetz für solche Frauen die Steinigung vorgeschrieben ist, und fordern eine Stellungnahme von ihm. Wird er das mosaische Gesetz anfechten oder wird er das Todesurteil gegenüber der Ehebrecherin bestätigen? »Nun, was sagst du?« wird Jesus von ihnen aufgefordert. Jesus wird auf die Probe gestellt, - eine Falle, um einen festen Grund zur Anklage zu erhalten.
Jesus verschafft sich Bedenkzeit. Er bückt sich und zeichnet mit dem Finger im Sand. Und dann richtet er sich auf, und es trifft sie die unerwartete Aufforderung: »Wer von euch keine Sünde hat, der werfe den ersten Stein auf sie.«
Vielleicht waren schon mehrere bereit, den ersten Stein aufzuheben und ihn auf die sündige Frau zu werfen. Aber nach dem, was Jesus gesagt hat, wäre man nicht nur der erste Steinwerfer, sondern vorgeblich auch der Mensch ohne Sünde. Es wird kein Stein geworfen, und die Menschen - einschließlich der Pharisäer - entfernen sich wortlos. »Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem andern fort, zuerst die Ältesten.« (Vers 9)
Es ist, als entziehe Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern die Legitimation, einen Mitmenschen unter Berufung auf ein überkommenes Gesetz zu verurteilen. Die Ankläger macht er zu Angeklagten, die sich selbst beurteilen und über sich selbst zu Gericht sitzen müssen.
Jesus ist mit der Angeklagten allein. Er könnte verurteilen. Er lässt es. Er hat der Frau längst mehr geholfen als durch einen Richtspruch. Er hat ihr das Leben erhalten und damit die Freiheit gegeben, gegen künftige Versuchung selbst anzugehen.
Fällt uns da nicht auch das Wort vom Splitter im Auge des Bruders ein? Leider sind wir Menschen immer wieder bereit, über andere das Urteil zu sprechen und uns selbst über den anderen zu erheben, gerade auch in »moralischer« Hinsicht. Jesus aber hält Erbarmen dagegen.
Am 4. Juni 1874 erschien in der »Süddeutschen Warte« (Nr. 23, S. 89 f.), der Vorläuferin der »Warte des Tempels«, ein umfangreicher Artikel aus der Feder von Christoph Hoffmann mit der Überschrift »Zur Ordnung des Tempelwerks und der Tempelgemeinden in Palästina«. Anlass war die Neustrukturierung der Tempelgesellschaft nach einem mehr oder weniger offen ausgetragenen Machtkampf zwischen den Gründern und Anführern der Gesellschaft, Christoph Hoffmann (1815-1885) und Georg David Hardegg (1812-1879). Dieser Zwist hatte schon länger im Hintergrund geschwelt und war bislang nur punktuell aufgeflackert. Wesentliche Auffassungsunterschiede traten bereits vor dem Beginn der Auswanderung hinsichtlich der sog. Geistesgaben zutage, worunter Hardegg u.a. besondere Fähigkeiten wie Gesundbeten und das Austreiben böser Geister verstand. Entsprechend waren auch die Zöglinge der auf dem Kirschenhardthof gegründeten Missionsschule instruiert worden. Die besondere Betonung der Geistesgaben, die Hoffmann für zu einseitig hielt, hatte im Sommer 1868 wegen der Enttarnung eines angeblich besessenen Mädchens in Fornsbach zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Hoffmann und Hardegg geführt. Hoffmann erwog vorübergehend sogar, von der Auswanderung nach Palästina Abstand zu nehmen und Hardegg alleine reisen zu lassen. Ohne Hoffmann sah der Tempelausschuss aber das ganze Werk in Gefahr und versuchte - gemeinsam mit seinem Schwager Christoph Paulus - ihn umzustimmen, was letztlich gelang. Bereits in den Jahren zuvor war Hardegg, der diese Auseinandersetzung eher als Meinungsverschiedenheit über den richtigen Führungsstil herunterspielte, als treibende Kraft der Auswanderung aufgetreten und hatte den zaudernden Hoffmann gedrängt, seinen Worten nun endlich Taten folgen zu lassen. Hoffmann hingegen hielt den geistlichen Tempel in Deutschland für noch nicht gefestigt genug, um das große Siedlungs- und Missionierungsprojekt in Palästina in Angriff zu nehmen (vgl. Paul Sauer, Uns rief das Heilige Land, 1985, S. 54).
Nachdem sich aber endlich auch Hoffmann zur Auswanderung durchgerungen hatte, begann der Umzug der Familien der beiden Tempelvorsteher nach Palästina. Aber selbst beim Eintreffen in Haifa Ende Oktober 1868 waren die Meinungsunterschiede zwischen Hoffmann und Hardegg nicht zu übersehen. So schreibt Hoffmann in seinen Lebenserinnerungen (Mein Weg nach Jerusalem, Bd. 2, 1884, S. 524), dass Hardegg kurz nach der Ankunft »in der im Hardthof üblich gewesenen Weise« (!) von ihm verlangt habe, eine religiöse Versammlung abzuhalten; Hoffmann hingegen, der damals gesundheitlich angeschlagen war, hielt Hardegg nicht für berechtigt, derartige Forderungen aufzustellen. Hoffmann schließt seine Lebenserinnerungen mit dem bezeichnenden Satz: »So begann unser Leben in Palästina mit einer für uns beide wohlverständlichen, freilich für die Anderen auffallenden Kundgebung der Meinungsverschiedenheit.«
Auch in den Folgejahren blieb das Verhältnis zwischen Hoffmann und Hardegg angespannt. Unstreitig war der Erfolg der Ansiedlung in Haifa zum großen Teil der Tatkraft und der Zielstrebigkeit von Hardegg zu verdanken, der die Leitung der Gemeinde übernommen und der Kolonie Haifa eine Führungsrolle in dem gesamten Siedlungsprojekt zugedacht hatte. Jedoch stieß er mit seiner eigenwilligen und bestimmenden Art auch viele vor den Kopf. Bereits im Januar 1869 hatte Hardegg dem Vorstand der Gesellschaft in Deutschland seine Pläne zum Ausbau der Kolonie Haifa mitgeteilt und - offenbar um ihm überflüssig scheinende Diskussionen zu vermeiden - angefügt, dass er mit dem Ankauf der erforderlichen Grundstücke bereits begonnen habe; damit stellte er den Vorstand in Deutschland, der das Vorhaben ja finanzieren sollte, jedoch vor vollendete Tatsachen. Mit der Veröffentlichung dieses Umstands hielt sich der Vorstand allerdings zunächst zurück, wohl um gegenüber den Mitgliedern nicht zugeben zu müssen, dass es auch im Heiligen Land an einer harmonischen Zusammenarbeit zwischen Hardegg und Hoffmann mangelte.
Insofern erwies es sich als glücklicher Umstand, dass Hoffmann noch 1869 die Gelegenheit erhielt, Gebäude einer aufgegebenen amerikanischen Siedlung in Jaffa zu kaufen und dort eine zweite Kolonie zu gründen. Hoffmann zog dorthin um und konnte Hardegg so »aus dem Weg gehen«. Einig waren sich Hoffmann und Hardegg indessen in der Ablehnung einer unkontrollierten Masseneinwanderung, um die Menschen nicht in ihr Verderben rennen zu lassen und die Konsolidierung des Erreichten nicht zu gefährden. Hierdurch wurden allerdings auch viele auswanderungswillige Jerusalemsfreunde in der Heimat enttäuscht.
Differenzen gab es immer wieder bezüglich der finanziellen Unterstützung der Kolonie Haifa, um die Hardegg bat. Als diese in der gewünschten Höhe ausblieb, sah sich Hardegg zur »Selbsthilfe« gezwungen. So griff er auf Mittel der Zentralkasse, die ihm als Leiter der Templerkolonie Haifa anvertraut worden waren, zurück, um ein eigenes Bauprojekt zu verwirklichen. Das von ihm geplante »Institut«, das zunächst eine landwirtschaftliche Fachschule werden sollte, wurde letztlich aber an die Borromäer-Schwestern vermietet, die dort ein Krankenhaus einrichteten. Außerdem versuchte Hardegg, entstandene finanzielle Lücken mit Hilfe einer »Zwangsanleihe« und einem Vorkaufsrecht des von ihm dominierten Gemeindevorstandes zu schließen, was eher die später eingetroffenen Siedler benachteiligte. Nach Einschätzung des israelischen Historikers Alex Carmel (vgl. Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina 1868-1918, 1. Auflage 1973, S. 31 f.) wollte die Leitung in Deutschland die Siedlung Haifa wegen der Eigenmächtigkeiten Hardeggs bewusst knapp halten. Auch in der »Warte« sei die Kolonie Haifa zunehmend seltener als die anderen Siedlungen erwähnt worden; dadurch sei eine gewisse Isolation eingetreten.
Wegen der Animositäten der Anführer, aber auch wegen der räumlichen Entfernung entwickelte sich das Verhältnis der Kolonien Haifa und Jaffa eher zu einem Nebeneinander als zu einem Miteinander. Sorge bereitete vielen Mitgliedern auch ein Auseinanderdriften in geistig-religiöser Hinsicht. Mehrere Jahre kam Hoffmann nicht nach Haifa. Das Bedürfnis nach einer einheitlichen Leitung der Tempelgemeinden in Palästina nahm indessen zu, zumal durch die Gründung weiterer Siedlungen (Sarona ab 1871 und Rephaim bei Jerusalem ab 1873) zusätzlicher Koordinierungsbedarf entstand.
Als ein weiterer Konfliktherd erwies sich die Absicht Hoffmanns, die höhere Schule von Jaffa sowie die Zentrale der Gesellschaft nach Jerusalem zu verlegen, um endlich den biblischen Prophezeiungen und der Bedeutung des Ortes Rechnung zu tragen. Hardegg und mit ihm der Haifaner Gemeinderat hingegen hielten diese Pläne angesichts der drohenden Zersplitterung des jungen Siedlungswerks in Palästina für zu ehrgeizig und hatten bereits 1872 erklärt, sie würden sich diesem »unheilvollen Unterfangen« mit allen Kräften widersetzen (vgl. Friedrich Lange, Geschichte des Tempels, 1899, S. 541, unter Zitierung des von Christoph Hoffmann verfassten, eingangs genannten Berichts). Hoffmann wiederum sprach dieser Erklärung die »innere und äußere Berechtigung« ab. Gleichwohl wurde die Übersiedlung der Leitung nach Jerusalem um einige Jahre aufgeschoben.
1873 unternahm Hardegg eine Reise nach Deutschland und Schweden, um Geld und Unterstützung für das Siedlungswerk in Palästina zu erhalten. Als er mit leeren Händen zurückkehrte, sah die Mehrzahl der Siedler ein, dass man ihn absetzen müsse, um die Sympathie Hoffmanns und der Leitung wieder zu gewinnen und so Haifa aus der Isolierung zu befreien (so Carmel, a.a.O., S. 34). Im März 1874 begannen Sondierungsgespräche über die Leitungsfrage der Gesellschaft. Dazu trafen sich Mitglieder des Haifaner Gemeindevorstands, die noch von Hardegg eingesetzt worden waren, mit Christoph Hoffmann in Jaffa. Sie schlugen in Hardeggs Auftrag vor, dass Hoffmann und Christoph Paulus, der Ende 1873 in Palästina eingetroffen war und sich in Jaffa niedergelassen hatte, an der Spitze eines Brüderrats das Tempelwerk im Heiligen Land leiten sollte; Hardegg wolle die Beschlüsse dieses Gremiums akzeptieren. Hoffmann hingegen argwöhnte, dass Hardegg über den von ihm dominierten Haifaner Gemeinderat maßgeblichen Einfluss auch auf das zentrale Gremium gewinnen wollte. Deshalb lehnte Hoffmann den Vorschlag ab und erklärte Hardegg in einem direkten Schreiben, dessen Inhalt er auch den Emissären mitteilte, dass er ihn aufgrund seiner Uneinsichtigkeit »zur Leitung einer Tempelgemeinde für untüchtig« halte. Gegenüber den Vertretern der Gemeinde Haifa »deutete er auch an, dass nichts anderes übrigbleibe, als die Beziehungen zur Kolonie Haifa gänzlich abzubrechen, wenn diese keinen Weg fände, Hardegg auszuschalten« (so Carmel, a.a.O., S. 35). Diese Drohung führte in der Gemeinde Haifa zu heftigen Reaktionen, auch weil die Siedler eine weitere Isolierung und eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation befürchten mussten.
Die Beteiligten erkannten schließlich, dass die angestrebte gemeinsame Leitung der Tempelgemeinden in Palästina nicht möglich war, solange die gegensätzlichen Auffassungen von Hoffmann und Hardegg in religiösen Grundsatzfragen nicht ausgeräumt waren. Da sich Hardegg der geistigen Autorität Hoffmanns nicht unterordnen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Amt als Leiter der Gemeinde Haifa zur Verfügung zu stellen. Am 31. März 1874 zog er diese Konsequenz und trat zugleich aus der Tempelgesellschaft aus. Etwa ein Drittel der Haifaner Gemeindeangehörigen schloss sich diesem Schritt an, was die junge Gemeinde empfindlich traf, zumal sich die Ausgetretenen weigerten, zuvor von der Koloniekasse eingegangene Verbindlichkeiten anteilig zu übernehmen.
In der Folge von Hardeggs Austritt zog Christoph Hoffmann in Erwägung, sich aus der Leitung der Jaffaner Gemeinde bis zur Wahl eines Gesamtvorstehers zurückzuziehen. Jedoch wurde er daraufhin von Vertretern sämtlicher Kolonien gebeten, die Oberleitung der Tempelgemeinden auf unbestimmte Zeit zu übernehmen. Der Haifaner Gemeinderat fasste einen entsprechenden Beschluss am 18. April 1874, den - wie Christoph Hoffmann in der »Süddeutschen Warte« (a.a.O., S. 90) berichtete - auch die »große Mehrzahl der dortigen Familienväter (im Ganzen 42)« unterstützte. Carmel (a.a.O., S. 35) merkt hierzu allerdings an, dass die Mehrheitsverhältnisse in Haifa aufgrund fehlender Einzelheiten schwierig zu überprüfen seien. Am 27. April 1874 ersuchte der Missionsausschuss in Jaffa Christoph Hoffmann, »die Oberleitung der Tempelgemeinden in Palästina zu übernehmen«. Nur wenige Tage später schlossen sich die Bürger von Jaffa und Sarona im Rahmen einer Versammlung diesem Votum an (54 Unterschriften), am gleichen Tag auch die Bürger der Tempelgemeinde Jerusalem (11 Unterschriften).
In der Nachfolge Hardeggs übernahm Jakob Schumacher und nach ihm der aus Russland übergesiedelte Friedrich Lange die Leitung der Gemeinde Haifa. Die neue Struktur erforderte nun auch eine feste Organisation und eine »Geschäftsordnung«, die im Laufe des Monats Mai 1874 in einem fünftägigen Sitzungsmarathon von den gewählten Vertretern sämtlicher Gemeinden beschlossen wurde. Die Anzahl der Delegierten bestimmte sich dabei nach der Größe der jeweiligen Gemeinde (Haifa 8, Jaffa 6, Jerusalem 2, Sarona 2). In einer späteren Ausschusssitzung am 5. Juli 1874 (vgl. »Süddeutsche Warte« Nr. 30 vom 23. Juli 1874, S. 117 f.) wurde berichtet, dass der Wahl von Christoph Hoffmann auch von sämtlichen selbständigen Tempelgemeinden Württembergs in mehreren Konferenzen zugestimmt worden sei, wodurch »Herrn Hoffmann von jetzt ab die Leitung über den ganzen Tempel in die Hände gelegt ist.« Zugleich wurde Christoph Paulus einstimmig zum Stellvertreter gewählt.
Den etliche Jahre schwelenden Machtkampf in der Tempelführung hatte Christoph Hoffmann damit zu seinen Gunsten entschieden. Allerdings erhielt auch Georg David Hardegg Gelegenheit, in der »Süddeutschen Warte« seine Sicht der Dinge zu erläutern (vgl. insbesondere Nr. 34 vom 20. August 1874, S. 134). Die Überschrift seines Beitrags »Mein Abschied von der Gesellschaft des Tempels« ist mit einer Fußnote versehen, in der Christoph Hoffmann und Christoph Paulus darauf hinweisen, dass die Überschrift ursprünglich »Mein Abschied von der bisherigen Gesellschaft des Tempels« lauten sollte; diese Formulierung habe man aber nicht aufgegriffen, da »Herrn Hardegg das Recht nicht zuerkennt werden kann, den Namen unserer Gesellschaft zu ändern.«
Unter diesem Titel hat die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek des Oberkirchenrats am 16. Mai 2024 in Stuttgart-Möhringen eine Podiumsdiskussion veranstaltet. Nach der Begrüßung durch den Leiter des Landeskirchlichen Archivs, Dr. Claudius Kienzle, und den Moderator der Veranstaltung, Pfarrer i.R. Romeo Edel, gab es mehrere Impulsvorträge.
Den Auftakt machte Dr. Sarah Köhler von der Diözese Rottenburg, die unter dem provozierenden Titel »Paradising statt Weltuntergang - ein Blick in die Zukunft« erfrischende und ermutigende Ausblicke auf das Zusammenspiel der Generationen bot.
Anschließend gab Jan Kohlmeyer von der Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Stuttgart einen Einblick in die Arbeiten am »Klimafahrplan Stuttgart«, der das Ziel verfolgt, die Stadt bis 2035 treibhausneutral zu machen. Die von ihm aufgeworfene Frage »Was können wir dafür tun?« wurde nach meinem Eindruck nicht wirklich beantwortet; jedenfalls erlebte der durch Zeitungslektüre mit den Themen Wärmeplanung und Heizungsgesetz vertraute Zuhörer nichts grundlegend Neues. Hängen blieb jedenfalls die Erkenntnis, dass bis zur Klimaneutralität noch ein sehr weiter Weg zurückzulegen ist, dessen Zumutungen bislang allenfalls in Ansätzen erkennbar sind. In ähnlicher Weise, vielleicht noch etwas konkreter, befasste sich dann Siglinde Hinderer vom Umweltreferat der Evangelischen Landeskirche mit den Anstrengungen, die die Landeskirche aktuell unternimmt, um dem Ziel der Klimaneutralität näherzukommen. Sie machte auch deutlich, welche Schwierigkeiten die Kirche aktuell durch den Mitgliederschwund und den damit einhergehenden finanziellen Substanzverlust zu bewältigen hat.
Bereits 2021 hatte ihr Referat ein umfassendes konkretes Klimaschutzkonzept für Kirchengemeinden erarbeitet, das zahlreiche Anregungen zu den Themen Gebäudemanagement (z.B. Energieverbrauch), Mobilität, Beschaffung und Ernährung sowie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit enthält und mit einer »Klimavision 2050« schließt. Man wurde allerdings den Eindruck nicht los, dass die hehren Planungen der Akteure im Oberkirchenrat zunehmend durch die drastische Reduzierung der (baulichen und personellen) Kapazitäten überholt werden.
Einen besonderen Impuls brachte schließlich Ulrike Schaich, ihres Zeichens »Pfarrerin für Schöpfungsspiritualität«, ein. Sie ist weithin als »Lamapfarrerin« bekannt und besitzt im Bereich Nürtingen mehrere Lamas, die sie in Gottesdienste und in Pilgerwanderungen einbezieht. Ihr geht es um ein respektvolles Miteinander von Menschen und Tieren. Dass es ein Institut für Theologische Zoologie in Münster gibt, konnte man übrigens bei dieser Gelegenheit auch erfahren. Kongenial ergänzt wurde Ulrike Schaich durch Pfarrer Frihtjof Rittberger (Referat Theologie, Kirche und Gesellschaft) aus Tübingen, der sich dort auch politisch für Themen der Ökologie und Nachhaltigkeit einsetzt, zum Beispiel für eine nachhaltige und umweltgerechtere Mehrwertsteuer.
Den Abschluss bildete eine lockere Diskussionsrunde der Referenten, bei der sich auch den rund 40 Zuhörern im Saal die Gelegenheit zu Fragen und Kommentaren bot. Zudem lag umfangreiches Informationsmaterial zum Thema aus, zum Beispiel die Broschüre »Es reicht. Mehr Mut zur Suffizienz!« des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit, in dem etliche Anregungen für praktisches Handeln enthalten sind. Wir werden hierauf bei anderer Gelegenheit noch näher eingehen.
Der Günter-Wallraff-Preis für Pressefreiheit und Menschenrechte, der von der Initiative Nachrichtenaufklärung verliehen wird, ist in diesem Jahr an die palästinensische Frauenorganisation »Women of the sun« und die israelische Friedensinitiative »Women Wage Peace« (s. April-Warte: »Der Schmerz der Mütter«) gegangen. Stellvertretend für die beiden Organisationen nahmen ihn die beiden Sängerinnen Meera Eilabouni und Yael Deckelbaum entgegen.
In der Laudatio wurde der jahrelange Einsatz der beiden Initiativen in der Friedensarbeit gewürdigt. Der Namensgeber des Preises, der Investigativjournalist Wallraff, betonte die wichtige Rolle, die Frauen bei der Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern spielen könnten. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.