Wenn das Herz übervoll ist, fällt es schwer, sich kurz zu fassen. Tatsächlich könnte man die Warte ausschließlich mit dem Reisebericht und den vielen Fotos, die gemacht wurden, füllen. Alle Leser mitnehmen auf diese unvergessliche Reise.
Es war schon eine ganz besondere Gruppe, die sich am 6. Mai morgens kurz nach 8:00 Uhr am Flughafen Stuttgart traf, um über Istanbul nach Tel Aviv zu fliegen. Herzensmenschen eben: Mark, Nanne, Karin, die zwei Jörgs, Dorle, Burgl, Lena und ich. Der Altersunterschied von über 60 Jahren von der jüngsten zur ältesten Teilnehmerin war nie zu spüren und spielte nie eine Rolle. Einfach schön! Und wir konnten so viel zusammen lachen, manchmal einfach so.
Dass ich diese Reise mit meiner ältesten Enkelin Lena machen konnte, war für mich das größte Glück und wie schön, dass sie sich in der Gruppe so wohl gefühlt hat.
Unser erstes Ziel war das Hotel Beth-Shalom in Haifa. Die Panoramastraße mit Blick auf das Bahai-Gelände und die Koloniestraße, sowie das Kaiserdenkmal sind da »ein Muss«. Atlit gehört zur Geschichte der Templer und ist unumgänglich, genauso wie das Kraxeln auf den Karmel, dieses Mal zur Ezba-Höhle. Und abends der Blick auf Haifa bei Nacht, unvergesslich.
Sinn und Ziel unserer Reise war aber der Friedhof. Eine neu angebrachte Kette versperrte uns zunächst den Weg dorthin. Endlich angekommen, standen wir fassungslos, sprachlos und betroffen vor zugewachsenen Wegen, dürre Palmwedel lagen auf Gräbern, es sah schlimm aus. Also die Ärmel hochgekrempelt und los. Mark und Nanne stürzten sich ins Gestrüpp, schnitten es zurück und holten sich dabei etliche Kratzer. Jörg (der große) karrte schubkarrenweise das Schnittgut auf einen großen Haufen, während wir anderen uns mit dem Putzen und Schrubben der Grabsteine und dem Ausmalen der Inschriften beschäftigten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und die Wege waren wieder begehbar. Meine Gedanken waren noch einige Zeit bei den vielen ganz jungen Menschen, die da begraben lagen.
Auf dem Weg zum See Genezareth machten wir Halt bei den Grabhöhlen im Bet She’arim-Nationalpark sowie in Waldheim und Bethlehem. Wir besuchten Nurit Carmel, die uns den Ausschnitt aus ihrem neuen Film über Flüchtlinge zeigte, in dem auch Brigitte Kneher aus ihrem Leben erzählt.
Am See angekommen, besuchten wir in Tabgha die Brotvermehrungskirche, den Berg der Seligpreisungen und die Petruskirche, den Tel Dan-Nationalpark mit dem Jordanursprung. Die Kirche der Zwölf Apostel hatte schon geschlossen, wir konnten dort aber den beeindruckenden Balztanz der Pfauen beobachten. Wunderschön die Räder, die sie schlugen.
Jerusalem war unsere dritte Station. Auf dem Weg dorthin hielten wir an der Jordan-Taufstelle, gaben unser Geld auf einer Dattelfarm aus und bestaunten die Säulen und Mosaike im Bet She’an-Nationalpark. Erfrischend das Schwimmen im Naturbad Sachne, kostenlose Pediküre durch kleine, freche Fische inbegriffen. Pünktlich zum Abendessen kamen wir bei den Borromäer-Schwestern im St. Charles Hospiz an und fühlten uns sofort wie zuhause. Wohl auch darum saßen wir abends zusammen und spielten Rummykub und Hornochse in fröhlicher Runde.
Jerusalem - dazu gehörte zuerst der Gang durch die Kolonie, der Besuch der Altstadt, Suq, Klagemauer, der Tempelplatz mit El Aqsa Moschee und Felsendom, die Erlöserkirche mit Turmaufstieg für die einen oder geeistem Kaffee für die anderen, und die Grabeskirche. Die Unentwegten machten einen Walk über die Stadtmauer vom Jaffa- bis zum Lions-Gate und auch die Augusta Viktoria Kirche ließen wir nicht aus.
Doch vorrangig hatten wir uns wegen der Friedhöfe auf die Reise gemacht, der hier in Jerusalem durch den Gärtner ganz gut betreut wird. Allerdings brauchten die Grabsteine hier unsere ganze Zuwendung. Nachdem ich den Grabstein meines Ururgroßvaters gesucht und gefunden hatte, half auch ich mit Wasser und Bürsten den Staub und Dreck von den Steinen zu entfernen, bevor die Inschriften neu ausgemalt wurden. Am Abend waren wir mit unserem Werk zufrieden.
Weiter ging‘s über Ein Gedi zur Jugendherberge Massada mit herrlichem Pool. Wir waren noch im Massada Nationalpark, am Toten Meer und am Kleinen Krater, in Bet Guvrin besichtigten wir die Glockenhöhlen, um dann unsere letzte Station anzufahren, das Beit Immanuel in Jaffa - vormals Hotel du Parc des Baron Ustinov, in dem der Kaiser samt einem Teil seines Gefolges bei seinem Besuch 1898 abgestiegen war. Am Abend stand noch ein Gang zum Wieland-Areal beim Alten Bahnhof und zum Meeresstrand auf dem Programm, und am nächsten Tag natürlich noch ein Besuch von Sarona samt Museum, Ölpresse und Weinkellerei.
Dann mussten wir packen und Abschied nehmen - am 20. ging es zurück über Istanbul nach Stuttgart. Pünktliche Ankunft 17.50 Uhr.
Das ist eigentlich das Ende der Geschichte, doch ohne das herzliche Miteinander, das häufige fröhliche Lachen, unsere Spieleabende, Jörg Struves gelassene Art, uns sicher durch Israels »war on the road« zu fahren (auch wenn‘s mal eng wurde), und Karins und seine Ortskenntnis wäre diese Reise niemals zu diesem unvergesslichen Erlebnis geworden.
Ich glaube, wir hatten keine Mühe, nach Hause zu kommen - aber das wirkliche Ankommen hat seine Zeit gebraucht. Danke für diese Reise, die nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Herzen einen Platz behalten wird!