Nach fast neun Wochen war es für Mark und mich der letzte Tag in Deutschland. Als ich am Freitag einige Stunden mit Christel Hänel bei Gartenarbeit verbrachte, machte mir das bewusst, dass ich bereit war, in meinen eigenen Garten zurückzukehren.
Am Sonntag war es wieder ein warmer, sonniger Morgen in Degerloch. Mark machte sich auf seinen letzten Lauf, nachdem er eine beträchtliche Zeit eng mit Karin Klingbeil zusammengearbeitet hatte, um gemeinsam den Gottesdienst am Gründungstag zu halten. Ich freute mich daran, das Frühstück vorzubereiten und die Wärme auf der kleinen Terrasse der Gästewohnung aufzusaugen.
Während wir in Deutschland waren, hatten wir schon zwei Gottesdiensten beigewohnt. Dieses Mal war schön zu sehen, wie mehr TGD-Mitglieder und Freunde eintrafen. Hocherfreut begrüßten wir neben Dieter und Peter Lange auch andere vertraute Gesichter. Wir trafen auch manche, die uns unbekannt waren, und andere, die auf der Israelreise im Mai dabei gewesen waren.
Das andauernd warme Wetter erforderte es, die Klimaanlage für den Saal einzuschalten. Unglücklicherweise fiel der Strom dafür aus, aber glücklicherweise war Sven (geb. Wessner) rechtzeitig da und - wie es die Regel zu sein scheint - imstande, die notwendige Reparatur durchzuführen (was auch eine Fahrt nach Hause erforderte, um notwendiges Werkzeug zu holen). Der Gottesdienst begann mit einer leichten Verspätung.
Der Gottesdienst war komplett auf Deutsch. Meine Deutschkenntnisse haben sich verbessert, aber das ist Schwäbisch, nicht das sauber gesprochene Deutsch. Es war der Tempelgründungstag und so sprachen Karin und Mark über unsere verbundene Gemeinschaft, die ich sehr schätze und mit jedem Besuch wertvoller finde. Die TSA-Ältesten haben die Glaubenserklärung der Tempelgesellschaft in englischer Sprache überprüft, um sich zu vergewissern, dass diese nach wie vor relevant ist. Bei Änderungen ist es wichtig, dass diese Aussagen auch mit dem aktuellen Denken der TGD-Ältesten übereinstimmen. Diese Arbeit wird fortgeführt. Unsere verbundene Gemeinschaft ist mir wichtig, egal wo wir sind. Es war wunderbar, kürzlich gesehen zu haben, was unsere Vorfahren in Palästina aufgebaut haben, aber das sind nur Gebäude aus Stein. Viel wichtiger ist für mich, ein Teil unserer lebendigen Templergemeinde zu sein und so herzlich von vielen der TGD willkommen geheißen zu werden. Da die jüngere Generation weiter weg von den Gemeindestandorten zieht, erfordert es möglicherweise frische Ideen, wie wir uns engagieren und gemeinsam auf unserem Weg weiter fortschreiten können. Mark und ich verteilten grüne gehäkelte Herzen, die alle dieselbe Botschaft trugen: Grün ist die Hoffnung auf weitere Gemeinschaft von TSA und TGD. Der Gottesdienst endete mit Rumis wunderbar gespielter Klaviermusik und ich freute mich über den spontanen Applaus für all das, was sie beisteuert.
Nach dem Gottesdienst arbeitete die Küche im 1. OG wie ein gut geschmiertes Laufwerk, mit vielen helfenden Händen, jungen und weniger jungen, um für alle ein traditionelles Festessen zusammenzustellen. Salat wurde zubereitet und Saitenwürstle erwärmt. Grilde war zuvor damit beschäftigt gewesen, Spätzle zu schaben und Linsen vorzubereiten. Am Wochenende zuvor hatten wir das Privileg, einen privaten Spätzle-Schaben-Workshop bei Klingbeils mitzumachen, konnten also wirklich die Arbeit schätzen, die erforderlich ist, um knapp 30 Personen damit bewirten zu können. Außerdem auch danke an Karin und Jörg dafür, dass ich nun mein eigenes Brettle und Schaber habe, um ähnliches zu Hause zu reproduzieren, wenn auch ganz sicher nicht für so viele! Die Deutschen lieben ihre Nachtische und seit unserer Ankunft genossen wir viele heimische Beeren mit Sahne. Der heutige Tag machte keine Ausnahme.
Wir begrüßten Dr. Jakob Eisler vom Landeskirchlichen Archiv, der uns hocherfreut die fertiggestellte zweibändige Dokumentation über die beiden historischen Friedhöfe der Tempelgesellschaft in Haifa und Jerusalem vorstellen konnte. Das Werk ist von Jakob und Ulrich Gräf sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfasst. Wir wissen, dass viele Menschen zu diesem Werk beigetragen haben, möchten uns aber insbesondere für die wertvolle Unterstützung von Wolfgang Struve (in Deutschland), Doris Frank und Peter Hornung (in Australien) bedanken. Die offizielle Buchvorstellung sollte am Freitag, den 23. Juni, stattfinden und damit leider erst nach unserem Aufenthalt, aber wir konnten ein Exemplar in unserem Gepäck unterbringen.
Jakob präsentierte dann mit der technischen Unterstützung von Jörg Struve kurze Filme aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg in Palästina. Es überraschte uns sehr, als bei einem Film, der an sich ein Stummfilm war, ein Kuckucksruf zu hören war (für alle, die sich nun wundern: es war der Klingelton von Hannelores Mobiltelefon). Wir konnten Templerkinder auf einem Esel zur Schule reiten sehen und zwei arabische Jungen, die ein Spiel mit Steinen spielten. Ich vermochte Ansichten dessen wiederzuerkennen, was wir erst kürzlich in Israel gesehen hatten, besonders Teile der Jerusalemer Altstadt mit dem Löwentor. Jakobs Erzählungen, wie er die Filme gefunden hatte, waren ebenso unterhaltsam wie das Filmmaterial. In Australien versuchen wir, unsere lebenden »Templer-Schätze« als solche anzuerkennen. Ich glaube, dass Jakob hier mit eingeschlossen werden muss. Seine Freude beim Erzählen von Geschichten und seine Kenntnis der Geschichte der Tempelgesellschaft sind unvergleichlich. Wir hoffen, Jakob 2025 in der TSA begrüßen zu können.
Dann war Zeit, sich wieder für Kaffee und Kuchen nach oben zu begeben und tatsächlich ließ es sich am besten als Kaffeeklatsch mit vielen Gesprächen beschreiben. Allen, die Kuchen gebacken hatten, vielen Dank - es war schwierig, sich für etwas zu entscheiden.
Dank weiterer Einladungen haben Mark und ich bereits einen Reiseplan für unseren nächsten Besuch in Deutschland (und hoffentlich auch Israel) gemacht.
Unser letzter Tag wurde mit einem Abendessen mit Karin, Jörg und Rumi bei den Stuttgarter Kickers vollendet. Es war ein wundervoll warmer Abend und eine wunderbare Art und Weise, unseren Deutschland-Besuch zu beschließen, bevor es wieder heim ins winterliche Melbourne ging.
Ich möchte mich bei all den vielen Menschen, die uns in ihr Heim einluden, uns zum Essen ausführten und/oder uns so viele Geschichten erzählten, während wir in Deutschland waren, bedanken. Hoffentlich bekommen wir die erhaltenen Geschenke durch den australischen Zoll - immerhin haben wir es geschafft, nichts für unser Übergepäck zu bezahlen. Ganz besonders möchte ich all jenen danken, die weiterhin das wertschätzen, was wir an unserer Tempelgemeinschaft haben, und alle ermuntern, es nicht als selbstverständlich anzusehen. Auch all jenen danke, die sich ehrenamtlich einsetzen und die Gemeinschaft dadurch so besonders machen.
Wir freuen uns darauf, eure Großzügigkeit zu erwidern, wann immer ihr nach Down Under kommen solltet.
Nanne Herrmann, fast schon in Dubai gelandet, Übersetzung Karin Klingbeil