Sonntag, 3. April 2011 - 10 Uhr in Degerloch - 18 Uhr in Melbourne und Sydney. Die Gemeinde im Saal in Degerloch ist bereits vor der Zeit versammelt, und es herrscht eine erwartungsvolle Stimmung. Pünktlich um 10 Uhr soll der Gottesdienst beginnen, soll die Telefonleitung nach Australien, zur Chapel in Bayswater geschaltet werden. Dort in Bayswater, wie auch in Sydney, sind bereits Mitglieder und Besucher versammelt, um dem zeitgleichen Gottesdienst beizuwohnen. Ein Gottesdienst über den halben Erdball hinweg als Zeichen der Verbundenheit und der Zusammengehörigkeit der Schwesterngemeinden, ein Zeichen im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum der Tempelgesellschaft. Ein Zeichen als lebendiges Band zwischen den Gemeinden in Australien und Deutschland nach ihrer Teilung durch den Zweiten Weltkrieg.
Die Idee zu dieser Form des Gottesdienstes war schon länger in Australien entwickelt worden und sollte ursprünglich einen größeren Umfang einnehmen. Aber zum Schluss war man sich doch einig, dass zu großer technischer Aufwand nicht das wirkliche Zeichen für unsere Verbundenheit sein musste. So bescherte uns die Telefonschaltung dann doch einen wechselseitigen Austausch. Renate Beilharz in Bayswater eröffnete die Reihe der Grußworte und erläuterte den Ablauf für die vorgesehenen gemeinsamen 20 Minuten. Ingrid Turner in Sydney und Karin Klingbeil in Degerloch erwiderten die Begrüßung im Namen der jeweiligen Gemeinde, und so ging ein Hallo von drüben nach hüben und von hier nach dort durch die Reihen der Versammelten, und man glaubte zu spüren, wie zum allgemeinen Hallo auch Gedanken an die Lieben hier oder drüben bei einzelnen mitschwangen.
Es folgte eine kurze Ansprache vom Tempelvorsteher Rolf Beilharz, in welcher er zum Ausdruck brachte, dass wir stolz auf die 150 Jahre zurückschauen dürfen, auf die Errungenschaften und Leistung unserer Vorväter, und den Dank an alle Mitglieder, die dazu beigetragen haben, dass unsere Gemeinschaft auch durch schwere Zeiten einen gemeinsamen Weg gehen konnte. Er betonte, dass es für uns als kleine religiöse Gemeinde wichtig ist, nicht den Mut zu verlieren, sondern in jedem neuen Mitglied oder der Mitgliedschaft in einem größeren religiösen Bund ein Zeichen der Hoffnung für unsere Zukunft zu sehen.
Nach dieser Ansprache verband uns unser Losungslied »Trachtet, ruft mit ernstem Worte«, wobei jede Gemeinde abwechselnd eine Strophe sang. Herta Uhlherr sprach zum Schluss dieses gemeinsamen Teils der Gottesdienste ein Gebet, dessen Schlusszeile ich hier nochmals als Zusammenfassung des Anliegens zitieren möchte: »Wir danken für unsere Templer-Vergangenheit und bitten, dass wir unsere Zukunft entschlossen und mit Liebe und Weisheit gestalten.«
Mit »Auf Wiedersehen« und »Bye-bye« und »Alles Gute« verabschiedeten sich die einzelnen Gemeinden hier und drüben, um ihren Gottesdienst für sich individuell fortzusetzen.
Abschließend möchte ich sagen, dass es sich gelohnt hat, wenigstens auf diesem Wege zusammenzukommen, und es war für mich ein »Zusammenkommen«, und dass es durchaus eine Möglichkeit ist, die man von Zeit zu Zeit wiederholen könnte.
Zum Schluss noch einen ganz herzlichen Dank an die Organisatoren und Techniker, die mit viel Mühe und Aufwand das Vorhaben ermöglichten.