Wer die erste Lesung von Margret Greiner vor rund zwei Jahren im Gemeindehaus gehört hat, wollte die angekündigte zweite Lesung am 26. April auf keinen Fall verpassen. Auf das Mikrofon verzichtete sie, denn sie hat eine klangvolle, gut verständliche Stimme; ihre bilder- und facettenreiche Sprache war ein Genuss.
Zu ihrem neuen Buch »Jefra heißt Palästina« wurde die Autorin inspiriert von einer 16jährigen Palästinenserin
(mit israelischer Staatsangehörigkeit) in einer Mädchenschule in Ostjerusalem, in der Margret Greiner zwei Jahre lang unterrichtet hatte. Die Hauptfigur des Buches, das Mädchen Jefra, lebt mit ihren Eltern und fünf Geschwistern, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein konnten, in sehr engen Verhältnissen. All dieses wird in dem Buch mit viel Einfühlungsvermögen und Humor beschrieben.
Obwohl ihr Vater von den Israelis vier lange Jahre hinter Gittern gehalten worden war, hatte Jefra sich geschworen, keinen Hass aufkommen zu lassen. Ihr unerschütterliches Ziel war Gewaltlosigkeit und ein friedliches Nebeneinander von Israelis und Palästinensern. Sie zeigte eine beeindruckende Zivilcourage, ging ihren Weg und äußerte ihre Meinung ohne Rücksicht auf eventuelle nachteilige Konsequenzen.
Auf Empfehlung einer Bekannten nahm sie per E-Mail Kontakt auf mit einer gleichaltrigen Jüdin namens Ruth, die in der deutschen Kolonie lebte. Aus einem intensiven elektronischen Briefverkehr entwickelte sich eine enge Freundschaft, die später aber durch ein Attentat zerbrach. Eine Tante sorgte dafür, dass Jefra an einem Kurs namens »Bridges for Peace« in den USA teilnehmen konnte, dessen Ziel es war, Vorurteile zwischen jungen Israeli und Palästinensern abzubauen und sogar Freundschaften entstehen zu lassen. Bei diesem Treffen lernte Jefra die junge Jüdin Shifra kennen, die trotz ihres ganz unterschiedlichen Wesens ihre beste Freundin wurde.
Nicht zuletzt aufgrund der Begegnungen und offenen Gespräche mit anderen jungen Israeli und Palästinensern auf »neutralem Boden« beschlossen Jefra und Shifra, ein Magazin für junge Leute in mehreren Sprachen herauszugeben, dem sie den beziehungsvollen Namen »Bridges« gaben. Nach etlichen Schwierigkeiten, die sie unermüdlich überwanden, wurden sie zu regelrechten »Medienstars«. Zur gleichen Zeit machten die beiden Chefredakteurinnen ihr Abitur. Jefra durfte sogar bei ihrer Abschlussfeier die Rede halten, für die sie großes Lob erntete.
Margret Greiner, die im Jahre 2002 Jerusalem wieder verließ, hatte das Talent ihrer Schülerin erkannt und vermittelte ihr die Möglichkeit, Kolumnen in der Stuttgarter Zeitung zu veröffentlichen. Außerdem schlug sie sie für den Stuttgarter Friedenspreis vor. Aus 65 Anwärtern wurde Lama Tarayra im Jahre 2004 für die Auszeichnung ausgewählt. Während das Buch damit endet, dass Jefra gegen den Widerstand ihrer Familie an der Hebräischen Universität Jerusalem Psychologie studiert, erhielt ihr reales Vorbild Lama Tarayra ein Stipendium für ein Studium der Biochemie in den USA.
Manches von dem, was Margret Greiner an Gefühlen ihrer Romanheldin in ihrer Lesung vermittelte, kann in diesem knappen schriftlichen Rückblick zwangsläufig nicht wiedergegeben werden. Rund 40 Zuhörer waren beeindruckt, viele erwarben anschließend das Buch und ließen es sich von der Autorin signieren. Für alle, die nicht dabei waren, sei das Buch »Jefra heißt Palästina« dringend zur Lektüre empfohlen!
Als Spende gingen 388 Euro ein, die Frau Greiner an 2 Projekte in Israel weiterleitete - vielen Dank!