Seitdem Peter Lange uns in Neuweiler-Zwerenberg im Nordschwarzwald besucht und die Verbindung zur Templergeschichte nahegebracht hat, besteht mein Interesse an deren Geschichte. Seit ich von ihm erfuhr, dass auch mein Ururgroßvater zur Tempelgesellschaft gehörte, komme ich meist zweimal im Jahr nach Degerloch ins Templer-Gemeindehaus, zum Gründungsfest im Juni und zum Dankfest im Oktober.
Beim diesjährigen 157. Tempelgründungstag zitierte Peter Lange aus den mir bis dahin noch unbekannten Tagebuchaufzeichnungen von Maria Hardegg, der Enkelin von Georg David Hardegg, dem zweiten Tempelgründer. Sie beschrieb anschaulich die Abreise und Ankunft der Gründer in Haifa. Peter Lange ging auch auf den Bedeutungswandel ein, den das Auswanderungsziel "Jerusalem" im Laufe der Tempelgeschichte erfahren hat.
Mit dem Vaterunser in der neu abgeänderten Form (... und führe uns in der Versuchung, und erlöse uns von dem Bösen...) beendete er den Gottesdienst, der seinen Abschluss in der schönen Musikdarbietung durch Rumi Hornung und Irina Hornung-Feucht fand. Anschließend durfte man ein köstliches vegetarisches Mittagsmahl im Klubraum einnehmen. Dieses begann mit einer orientalischen Vorspeise, die in allen arabischen Ländern und auch in Israel wohlbekannt ist: Falafel mit Hummus und Brot/Pita. Dieses, das arabische Hauptgericht und ein reichhaltiges, erstklassiges Dessert-Buffet mit Mousse au Chocolat, Joghurtbombe mit Waldbeerensoße, Custard Pudding, Tiramisu und frischen Kirschen vom Baum wurden von Karin Klingbeil und ihren Mitarbeiterinnen kreiert.
Die Nachmittagsveranstaltung mit zwei Vorträgen von Jörg Klingbeil und Dr. Jakob Eisler führte wieder in den Saal im ersten Stock.
Jörg Klingbeil zeigte in einer Präsentation Postkarten aus dem Heiligen Land während der Templer-Siedlungszeit. Diese historischen Postkarten wurden von dem kürzlich verstorbenen israelischen Sammler Yoel Amir (1935-2018) zusammengetragen und darüber auch in einem Buch publiziert. Yoel Amir hat die Sammlung dann kurz vor seinem Tod großherzig der TSA geschenkt.
Dr. Jakob Eisler kam zusammen mit seinen Eltern aus Haifa zum Gründungsfest und referierte über seine kürzliche Teilnahme an der Wieder-Einweihung des ehemaligen Hotels »Jerusalem« in Jaffa, das nun den neuen Namen »Drisco-Hotel« erhielt (so hießen die ursprünglichen amerikanischen Erbauer des Hotels, 1866).
Dieses Hotel kaufte Ernst Hardegg 1870 und nannte es Hotel »Jerusalem« (Ernst war der Vater von Maria Hardegg aus dem Vormittags-Vortrag). Zuletzt war das Gebäude über zehn Jahre lang kostspielig restauriert worden (eine der höchsten Denkmalschutzklassen Israels war zu erfüllen).
Jakob Eisler referierte wieder, wie immer, mit viel Witz und gab viele Anekdoten aus dem Umfeld des Hotels »Jerusalem« zum Besten. Darunter die Geschichte zum Bauernfeind-Gemälde »Jerusalem« im Hotel-Restaurant, die Karikatur-Wandmalereien im Keller mit der Aufschrift »Trinkst, stirbst - trinkst nicht, stirbst auch - also trinkst«. Unser altbekannter Freund Shay Farkash aus Lod/Israel wurde erwähnt, der unter vielem anderen den Betlehem-Stern über dem Hoteleingang als Spende aus Deutschland besorgte, wie er auf einem alten Hotelfoto erkennbar war.
Dann erwähnte Jakob Eisler auch die heutige hohe Komfort-Klasse des Hotels, das sich unsereins eher nicht für eine Übernachtung leisten könne, vielleicht aber einen Kaffee oder Kakao im Restaurant.
Hier erinnerte ich mich dann als Kontrast an die von Jörg Klingbeil vorher gezeigte Hotel »Jerusalem« Postkarte, zu Hardeggs Zeiten, wo mit den Attributen »Biblische Einfachheit - Evangelische Reinlichkeit« um Gäste geworben wurde. Beim obligatorischen abschließenden Kaffee- und Kuchen-Erlebnis mit einer wunderbar mundenden Vielzahl von Kuchen, die von Fest-Teilnehmern gespendet wurden, erwähnte Jakob Eisler auch noch die für 6. - 8. November 2018 geplante Veranstaltung der Universität Haifa anlässlich des 150. Jahrestages der Templer-Einwanderung ins Heilige Land (1868).
Ich habe mich sehr gut gefühlt beim diesjährigen Tempel-Gründungsfest - und Vorträge, Begegnungen und Gespräche und das wunderbare Essen in vollen Zügen genossen.
Ich danke Euch allen. Mit guten Wünschen grüßt aus Zwerenberg