Obwohl es nun schon 16 Jahre her ist, dass unser langjähriges, engagiertes Mitglied der Gebietsleitung, Dieter Hornung, bei einem Bergunfall in seinen geliebten Südtiroler Bergen tödlich verunglückte, so ist doch die Erinnerung an ihn sehr lebendig geblieben. Dies wurde allen Zuhörern bewusst, die am 23. November im Gemeindehaus zusammenkamen, um dem Liederzyklus »Die Winterreise« von Franz Schubert zu lauschen, dargeboten von Dieters Frau, der Klavierdozentin an der Trossinger Musikhochschule, Rumi Hornung, und unserem Mitglied Dieter Hönig, seines Zeichens Opernsänger am Staatstheater Kassel. Da Dieter Hönig aus Degerloch stammt und hier noch zahlreiche Verwandte und Freunde hat, war ein Gutteil der knapp 60 Zuhörer sicher auch seinetwegen gekommen.
Rumi Hornung und Dieter Hönig hatten mit Bedacht den Liederzyklus »Die Winterreise« von Franz Schubert gewählt. In diesem Werk hatte der Komponist ein Jahr vor seinem Tod, also 1827, zwölf romantische Gedichte von Wilhelm Müller vertont. Die Lieder sind von einer überwiegend melancholischen und düsteren Stimmung geprägt und bringen immer wieder den existenziellen Schmerz des Menschen im Angesicht von Vergänglichkeit und Tod zum Ausdruck. Schubert scheint dieses kompositorische Werk ziemlich mitgenommen zu haben, denn er soll auf seine Freunde während dieser Zeit deprimiert gewirkt haben, bevor er ihnen das fertige Werk als einen »Cyclus schauerlicher Lieder« vorstellte, die ihn mehr angegriffen hätten, als dies bei anderen Liedern der Fall gewesen sei.
Obwohl die Freunde zunächst verblüfft über die düstere Stimmung waren, waren sie alsbald begeistert von dem »Eindruck der wehmütigen Lieder« (so ein Freund Schuberts über die Entstehung der »Winterreise«). Ich denke, auch die Zuhörer im Saal konnten sich der ergreifenden Stimmung nicht entziehen, die durch die sonore Bassstimme von Dieter Hönig und die gefühlvolle Klavierbegleitung von Rumi Hornung noch verstärkt wurde. Es war jedenfalls ein wunderbar stimmungsvoller Liederabend, passend zum Anlass und zur Jahreszeit, für den wir den beiden Künstlern sehr dankbar sind, umso mehr, als sie die Spenden des Abends großzügig der Gemeinde zur Verfügung stellten. Bei angeregten Gesprächen, die vor allem dem Austausch von Erinnerungen mit Dieter Hönig und an Dieter Hornung gewidmet waren, klang der Abend mit zahlreichen Teilnehmern im Klubraum aus.