Treffpunkt - Gemeinde aktuell

Jahresrückblick 2012

Dankfest (7. Oktober)

Unser Templerdankfest fand auch dieses Jahr wieder am ersten Sonntag im Oktober statt. Bevor ich über den Verlauf der diesjährigen Feier berichte, möchte ich einige allgemeine Gedanken zum Begriff Dankfest vorausschicken.

Der uns Templern so geläufig erscheinende Name »Dankfest« taucht im Duden-Wörterbuch gar nicht auf. Es gibt dort nur das »Erntedankfest«, mit dem Zusatz: »kirchliches, meist am ersten Sonntag im Oktober gefeiertes Fest nach der Ernte«. Das ist natürlich auch der wesentliche Kern unseres Dankfestes. Aber weil in unserem Begriff das spezifizierende Wort »Ernte« fehlt, ist unser Dank - sozusagen - umfassender.

Dank, Danken, Denken, Gedanken, Gedenken, all das ist Teil unseres Dankfestes. Neben dem Danken, in Hingabe und Ehrfurcht, nehmen das Denken, und auch das Gedenken, einen breiten Raum ein. Wir gedenken jener Menschen, die vor uns waren und all das geschaffen haben, was wir bei unserer Geburt vorgefunden haben und übernehmen durften. Wir denken an den Schöpfer der Welt, der nicht nur uns selbst, sondern auch die vielfältigen Regeln in der Natur so in sich stimmig festgelegt hat. Und wir denken auch darüber nach, was die Welt im Inneren zusammenhält. Neben der sichtbaren Welt, die Matthias Claudius so wunderschön beschreibt in den vier Strophen seines Liedes »Wir pflügen und wir streuen . . .« , gibt es auch die unendlichen Weiten des Sternenhimmels, und darüber hinaus eine geistige Transzendenz, die wir wohl erahnen, aber nicht begreifen können. Und dieser Geist, der uns alle durchdringt, ist es wohl auch, der uns hilft, Verantwortung zu übernehmen für das, was wir tun, und der uns hilft, froh und mit Vertrauen in die Zukunft zu schauen.

Das Dankfest bietet Raum für solche Gedanken. Aber noch ein wichtiger Brauch wird in unserem Dankfest gepflegt, den es beim Erntedankfest nicht gibt. Kinder, die im Laufe des Jahres geboren wurden, werden bei uns traditionsgemäß am Dankfest »dargestellt«. Sie werden - in feierlicher Weise - durch den Gemeindeältesten der Versammlung vorgestellt, und damit dem erweiterten Schutz der Gemeinschaft anvertraut. Damit verbunden ist die Dankesbezeugung an Gott für das neue Lebewesen.

Soweit die allgemeinen Betrachtungen. Es folgen die persönlichen Eindrücke, die meine Frau und ich von diesem Tag mitgenommen haben.

Letztes Jahr konnten wir beide nicht am Templerdankfest teilnehmen. Deshalb haben wir uns schon sehr früh zu einer Zugbuchung von München nach Stuttgart entschlossen. Am Sonntagmorgen wurden wir vom Sohn unserer Gastgeberin mit dem Auto abgeholt. Es nieselte leicht, und auf der Schnellstraße nach Degerloch tauchte immer wieder die Leuchtschrift auf »Vorsicht Nebel«. Die Sicht war allerdings kaum eingetrübt, halt Herbstwetter. Aber es sollte ein langer, wunderschöner Tag werden, der alle Sinne angesprochen und gute Stimmung erzeugt hat.

Die erste Person, der ich vor dem Eingang des Gemeindehauses begegnete, war eine Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam, die ich aber nicht einordnen konnte. Es war Reinhild Bitzer (heute Zuck), die ich vor einem guten halben Jahrhundert als Betreuer in verschiedenen Kinderlagern kennen gelernt hatte (Hörlebach 1949, Maulbronn 1951 und Kohlerstal 1953), und auch danach sind wir uns bei Jugendgruppeveranstaltungen gelegentlich begegnet, aber dann hatten wir uns aus den Augen verloren. Entsprechend groß war das wechselseitige Hallo. Die Freude des gegenseitigen Wiedersehens war auch ein tragendes Erlebnis für viele andere Besucher des Dankfestes.

Wir waren früh dran. Beim Eintritt in den Gemeindesaal im ersten Stock bot sich uns ein unerwartetes Bild: Alle aufgereihten Stuhlreihen noch leer, aber vorn auf der Bühne ein riesiges farbiges Bild, vollendet bis in die letzte Einzelheiten. Über die ganze Breite des Raumes waren Früchte und viele, viele Blumen verteilt, schön gestapelt und künstlerisch angeordnet. Rote und weiße Trauben, Kürbisse, ein Gelege mit frischen Eiern, alle Arten von Krautköpfen, Rüben, Rettichsorten, Äpfel und viele andere Gartenfrüchte, eingebettet in ein buntes Blumenmeer. Neben großflächigen Sonnenblumen leuchteten alle Arten von Astern, Margriten, Hortensien, und sogar lange Rosenzweige mit roten Hagebutten dran. Auf der weißen Wand dahinter prangten herbstlich gefärbte Ahornblätter, einzeln angebracht, wie hingetupft. Alles so wunderschön anzusehen, der liebe Gott selbst mag seine Freude daran gehabt haben! Irgendwie hat auch Petrus das honoriert, das Wetter wurde nämlich zunehmend besser, und ab Mittag waren alle unsere großen Räume im Haus von strahlender Sonne durchflutet.
DankfestDer Saal hatte sich inzwischen gefüllt, etwa 70 Personen waren gekommen. Der Gottesdienst, den Peter Lange gestaltete, begann mit einem Musikstück von Händel, einer Sonate für Violine und Klavier. Es spielten Daniel Kübler (Violine) und Rumi Hornung (Klavier), eine wunderschöne Einstimmung. Danach folgte eine Ansprache, von der ich sagen möchte, dass wir alle zutiefst beeindruckt waren. Jedes vorgebrachte Gedicht, jedes Lied, jeder Gedanke war angetan, uns in weitem Geistesbogen mitzunehmen in die Großartigkeit der Schöpfung. Wir sangen gemeinsam noch weitere Erntedanklieder, und hörten von unseren Musikern noch weitere erbauende Musikstücke. In Peters Rede wurde sowohl Vernunft als auch Geist und vor allem Herz und Gefühl angesprochen. Und wir mittendrin, als Menschen, als Teil davon, mit der Gnade, Glück und Freude erleben zu können, aber auch Verantwortung zu tragen für unser Tun. Es war eine feierliche Veranstaltung mit tief religiösem Hintergrund und viel Lebensnähe. (Vielleicht würde der eine oder andere, der nicht anwesend sein konnte oder der die angesprochenen Gedanken nochmal zu Hause nachlesen möchte, es begrüßen, wenn die Ansprache auch in einer Warteausgabe erschiene.)

Eine »Darstellung« von Neugeborenen konnte dieses Jahr nicht stattfinden, einfach deshalb, weil es keine Anmeldungen gegeben hatte. Der Gebietsleiter der TGD, Wolfgang Blaich, konnte aber mit Stolz verkünden, dass im vergangenen Jahr sieben Personen der TG neu beigetreten sind. (Das ist ein Mitgliederzuwachs um beinahe 5%!!) Aber nicht nur die Zahl ist bemerkenswert, sondern auch die Tatsache, dass sich unter den Neuzugängen viele jugendlichen Menschen befanden, was unserem Mitgliederbestand - der häufig der älteren Generation angehört - gut tut.

In den Pausen zwischen den Veranstaltungen war Gelegenheit geboten, den im Gang aufgebauten Basar zu besichtigen, der viele handwerklich gebastelte Prunkstücke aufwies, die man für wenig Geld erwerben konnte. Über einer Leine waren bunt eingefärbte Seidenschals aufgehängt, auf dem Tisch selbst genähte Puppenkleidchen und manches andere. An der Saalrückwand stand eine Tafel mit reizenden und ausdrucksvollen Scherenschnitten, alle von Elfriede Reichert-Ruff geschaffen. Und auch Exemplare der Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum der TG, mit dem Titel »Unterwegs zur Freiheit im Glauben« waren ausgelegt, von denen manch einer eines für sich - oder auch für seine Kinder - als Erinnerung erworben hat.
Das Mittagessen wurde im Klubraum serviert. Weil der Platz nicht für alle ausreichte, wurden zusätzlich für 20 Personen im Saal unten Tische aufgestellt. Alle Tische waren mit weißen Tischtüchern und einem farbigen Tischläufer in der Mitte hergerichtet, darauf das weiße Porzellan mit Besteck und Serviette, und daneben leuchtende Sonnenblumen verteilt. Ein schöner Anblick, wenn man den Raum betrat. Höchste Kunst! Das Mittagsmahl selbst bestand aus leckerem Leberkäs mit Nudeln, einer sehr guten Soße, Kartoffelsalat und grünem Salat, alles in Schüsseln auf jedem der Tische. Wenn eine Schüssel leer war, wurde von freundlichen Helfern nachgereicht. Und das Ganze zu einem sehr bescheidenen Preis. Getränke konnte sich jeder am Buffet selbst besorgen. Und zum Abschluss gab es noch eine Nachtischauswahl. Am Buffet waren Schüsseln mit Obstsalat, Mousse au Chocolat und anderen köstlichen Dingen aufgestellt. Bis alle voll gesättigt waren. Wir alle waren uns sehr wohl bewusst, dass diese Annehmlichkeiten für uns nur möglich geworden sind, weil viele fleißige und tüchtige Küchenhelfer unermüdlich gewirkt hatten.

Um 14 Uhr sitzen wir im verdunkelten Saal vor der Projektionsfläche. Heino Becker soll eine Begebenheit erzählen, die man zunächst nicht richtig glauben kann. Eine Entfernung von Hongkong nach London, etwa 13000 km auf teils unwirtlichen Wegen mit dem Fahrrad zurückzulegen, geht doch nicht! Besonders für jemanden, der 74 Jahre alt ist, und vorher noch nie so große Radtouren gemacht hat. Vielleicht deshalb singen wir zunächst das Lied »Hoch auf dem gelben Wagen«, mit allen 4 Strophen, dessen Refrain wir etwas abändern. Statt »... aber der Wagen, der rollt« singen wir »... aber das Fahrrad, das rollt«. Geht also doch. Wir sehen die Bilder der Reise als Bestätigung. Heino Becker war Teilnehmer einer Gruppe von mutigen Männern (und Frauen) einer geführten Tour und Begleitfahrzeug. Wir sehen Bilder von Tibet (wo er sich der Gruppe angeschlossen hat), Nepal, Indien, Oman, Dubai, Iran und Istanbul. Interessante Schnappschüsse von Menschen, Landschaften und Blumen. Unterschiedlichste Kulturen. Und auch ab und zu die mutigen Radfahrer in voller Montur, oder im Plausch mit Einheimischen. Und sehr interessant, wenn zwischendurch Filme eingeschleift werden, z.B. ein Straßenbild mit Autos und Riksha zunächst als stilles Dia-Bild gezeigt wird, und plötzlich wird das Bild lebendig und alles läuft in natürlichem Bewegungsfluss dahin, ein oder zwei Minuten lang. Auch Bilder von der ungewöhnlichen Stadt Dubai tauchen vor uns auf, wo innerhalb weniger Jahrzehnte Hunderte von Wolkenkratzern neu entstanden sind, darunter das höchste Bauwerk der Welt, der Burj Khalifa mit 828 m! Es ist keine Minute langweilig. Um 16 Uhr - das letzte Bild zeigt Istanbul - muss dann abgebrochen werden, es ist Kaffeezeit.

Wir gehen jetzt wieder hoch in den Klubraum, wo Zwetschgen- und andere Kuchen, dazu die herrlichsten Torten auf dem Buffet aufgereiht sind, und man sich nach Herzenslust bedienen kann. Der Kaffee steht in Thermoskannen zur Selbstbedienung bereit. Unter diesen Bedingungen sind die Zungen gelöst, man unterhält sich, lässt die Seele baumeln, sucht auch Freunde auf, mit denen man sich noch nicht unterhalten hat. Bis es dann spät wird und die ersten sich auf den Heimweg machen. Sie werden vorher noch vom Gemeindeleiter Jörg Klingbeil aufgefordert, von den ausgestellten Blumen und Früchten mitzunehmen, was das Herz begehrt, denn es soll ja nichts verderben.

So klingt ein Tag aus, der in schöner Gemeinschaft gefeiert wurde, und der in der Erinnerung haften bleibt.

Theo Klink

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