Treffpunkt - Gemeinde aktuell

Jahresrückblick 2009

Freitagabendtreff »Gott, Gene und Gehirn« (20. November)

Unter diesem Titel hielt der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume bei uns einen Vortrag. Anlass und Grundlage dafür war das Buch gleichen Titels, das er zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Rüdiger Vaas im Frühjahr dieses Jahres herausgegeben hat. Allen, die nicht dabei waren, mein herzliches Bedauern: sie haben etwas versäumt. Der Vortrag war hochinteressant, und er war ein Genuss. Dr. Blume sprach klar und anschaulich, mit Humor und einer Begeisterung, die sich direkt auf die Zuhörer übertrug (das ging nicht nur mir so, sondern allen, mit denen ich gesprochen habe). Einziger Wermutstropfen: er sprach zwar so gut, dass ich problemlos folgen konnte, aber zugleich so schnell, dass ich nicht alles behalten und erst recht keine Notizen machen konnte. Deshalb kann ich hier auch keine systematische Zusammenfassung geben, sondern nur, subjektiv, einige Aspekte, die mich besonders beeindruckt haben.

Trotzdem zunächst kurz gefasst das Grundanliegen des Vortrags: so weit wie möglich wissenschaftlich zu erklären, woher Religion und Religiosität kommen, wie sie sich in 30 Millionen Jahren entwickelt und was sie bewirkt haben, was sie bewirken können und wie. An einer Antwort auf diese Fragen des Buches haben Vertreter vieler wissenschaftlicher Disziplinen mitgewirkt: Paläologen, Archäologen und Historiker, Philosophen und Theologen, Anthropologen und Neurologen, Physiker und Chemiker usw. So entstand eine fundierte, einleuchtende Gesamtschau.

Einige Aspekte, die mich faszinierten: Schon bei den Neandertalern, der frühesten für uns greifbaren Form des homo sapiens, gab es Grabbeigaben - Zeichen für einen Jenseitsglauben.

Als Folgerung daraus, und durch die Gehirnforschung "beglaubigt": Religiosität ist, ähnlich wie Musikalität oder Sprache u.a., eine genetisch bedingte Anlage aller Menschen, die aber bei verschiedenen Menschen verschieden stark ausgeprägt ist und sich umso eher entwickelt (oder auch nicht), je mehr "Nahrung" sie aus dem Umfeld erhält Freitagabendtreff »Gott,
 Gene und Gehirn« (vgl. den unterschiedlichen Grad an Religiosität in Ost- und Westdeutschland, Artikel »Religion in der Schule«, »Warte« Septem­ber 2009).

Diese Anlage zur Religiosität hat sich über 30 Millionen Jahre hinweg erhalten und weiterent­wickelt, weil sie im Rahmen der Evolution einen Überlebensvorteil bedeutete. Einer der Hauptgrün­de ist wohl, dass sie das Gemeinschaftgefühl stärkt (vgl. den Artikel über die Untersuchungen von R. Sosis »Was macht den Erfolg einer Religion aus?«, »Warte« Mai 2009).

Ein Nebenaspekt dazu ist interessant für den Vergleich bzw. die Konkurrenz von Religionen und Konfessionen: je intensiver (und: je enger) religiös eine Gruppe ist, desto mehr Nachkommen produziert sie - auch das ist ein Überlebensvorteil. Die Zahlen sind statistisch erhärtet, ein Blick auf die Evangelikalen in den USA oder die Orthodoxen in Israel veranschaulichen sie. Laut Dr. Blume trug dieses Phänomen wesentlich zum Siegeszug des Christentums in den ersten Jahrhunderten bei.

Natürlich werden diese Einzelbeispiele den komplexen Zusammenhängen des Geschehens und es Vortrags nicht gerecht. Aber sie zeigen vielleicht, wie spannend das Ganze war. Für alle, die mehr darüber wissen wollen: das Buch ist im Buchhandel erhältlich (Rüdiger Vaas, Michael Blume, »Gott, Gene und Gehirn - Warum Glaube nützt. Die Evolution der Religiosität«. Verlag: Hirzel, Stuttgart, ISBN: 978377761678-0)

Brigitte Hoffmann

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