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Die keinen Tröster haben - Dr. Brigitte Hoffmann
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ - Jörg Klingbeil
Albert Schweitzer und sein zeitgemäßes Verständnis Gottes - Dr. Andreas Rössler
„A semisesesquicentennial Anniversary“ - Mark Herrmann
EHZ-Bibliothek erweitert Bestand für Familienforschung - Jörg Klingbeil
»Ich sah alles Unrecht an, das unter der Sonne geschieht, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren zu mächtig, so dass sie keinen Tröster hatten. Da pries ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben haben. Und besser daran als beide ist, wer noch nicht geboren ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht.«
Auf den ersten Blick ist das ein befremdlicher, ja erschreckender Text. Er beschreibt die Vergeblichkeit menschlichen Mühens und die Ungerechtigkeit des Geschehens, er preist die Toten über die Lebenden, und er bietet vordergründig keinen Trost, auch nicht für die Frommen.
Damit steht er im Widerspruch zu dem, was wir im Allgemeinen als die frohe Botschaft der Bibel ansehen. Er enthält sogar in sich selbst Widersprüche. Wie kommt ein solcher Text in die Bibel und hat er uns überhaupt etwas zu sagen?
Der Text steht im Buch »Prediger«. Ein solcher Prediger war ein Mann, der vor Gemeinden oder auch in kleineren philosophischen oder religiösen Versammlungen redete und lehrte. Dieser Prediger lehrte wohl im 3. Jahrhundert v.Chr. Zu dieser Zeit war Judäa eine Provinz des griechischen Ptolemäerreichs. Hellenistische Lebensweise und hellenistisches Denken drangen ins Land ein, der alte Glaube galt nicht mehr so unangefochten wie früher. Wichtiger noch: die große Zeit der Propheten war vorbei. Ihre große Verheißung des Gottesreichs, die alle auf die Rückkehr aus dem Exil bezogen hatten, war nicht in Erfüllung gegangen. Die Rückkehr war zwar erfolgt, und alle hatten darin das direkte Walten Gottes gesehen. Aber sie hatte nicht zu einem neuen Großreich Israel und erst recht nicht zu einem Gottesreich des Friedens und der Gerechtigkeit geführt, sondern in Armut und dann in neue Fremdherrschaft.
Zugleich brachte der Hellenismus den Beginn des individualistischen Denkens. Noch bei den Propheten hatte das Heilsversprechen Gottes dem Volk Israel gegolten, nicht dem Einzelnen. Jetzt aber begannen die Menschen sich als Individuen zu fühlen, die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes auf sich selbst und ihr eigenes Leben zu beziehen - und das führte unweigerlich zum Konflikt, zum Widerspruch mit der erlebten Realität. Am eindrücklichsten spiegelt sich das in dem in der gleichen Periode (100 Jahre früher) entstandenen Buch Hiob.
Und genau dieser Zwiespalt spiegelt sich auch in unserem Text. Der Prediger gibt sich nicht zufrieden mit dem überlieferten Glauben an die Güte und Gerechtigkeit Gottes. Er ist skeptisch, er sieht den Widerspruch zu der Realität, die ihn umgibt, und er spricht ihn offen aus. Das heißt nicht, dass er seinen Glauben an Gott aufgibt, aber er sucht nach einem Gottesbild, das mit dieser Realität in Einklang zu bringen ist.
Mit dieser Haltung, dem Suchen nach einem Glauben, der nicht in einen Widerspruch zur Realität führt, steht der Prediger uns Heutigen nahe, vielleicht näher als manche bekannteren Schriften des Alten Testaments, die erfüllt sind vom unbedingten Glauben nicht nur an Gott, sondern an sein direktes Eingreifen in die Geschichte - einem Glauben, den wir so heute nicht mehr teilen können. Und ich denke, dass gerade deshalb dieser Text uns etwas zu sagen hat.
Der Text spricht von den Tränen derer, die Unrecht leiden, die keinen Tröster haben. Es sind Menschen, die ihnen Gewalt antun - die Mächtigen -‚ aber in der Klage, dass sie keinen Tröster haben, schwingt noch etwas anderes mit, auch wenn es nicht deutlich ausgesprochen wird: Gott lässt das alles geschehen - auch Gott tröstet sie nicht. Das klingt ganz anders als Psalmworte wie »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln«. Und wenn in dieser ersten Aussage noch offen bleibt, ob die, die Unrecht leiden, einige wenige, die Mehrheit oder alle sind, so scheint das Folgende ein Verdammungsurteil über die ganze Weltordnung zu sein: die Toten sind besser daran als die Lebenden, nicht, weil es nach dem Tod ein besseres Leben gäbe, sondern weil Leben nur Leiden und Unrecht bedeutet, so dass es am besten wäre, gar nicht geboren zu werden.
Entspricht das unserem Empfinden? In dieser radikalen Form wohl kaum. Aber es ist vielleicht gut, wenn wir uns klar machen, dass diese Klage des Predigers einen ganz realen Hintergrund hatte. Mit dem Hellenismus breitete sich immer mehr die Geldwirtschaft aus. Die Steuern mussten in Geld bezahlt werden, aber viele der kleinen Bauern, die kaum mehr als Selbstversorgungswirtschaft betrieben, hatten keines. Sie mussten es sich leihen, und da sie es meist nicht zurückzahlen konnten, wurden sie zu Knechten oder Sklaven der Reichen, eben der »Mächtigen«. Es vollzog sich ein wirtschaftlicher und sozialer Wandel, der viele ins Elend stürzte. Die »Mächtigen«, die davon profitierten, wurden als die Schuldigen angesehen, dabei geschah das alles legal und war wahrscheinlich unabwendbar.
So unabwendbar wie heute die technische Revolution, die Millionen arbeitslos macht. In dieser Hinsicht ist unsere Situation mit der damaligen durchaus vergleichbar. Und wenn wir an andere Probleme denken, die nicht vergleichbar sind - an Klimawandel und Bevölkerungsexplosion, an marode Staatsfinanzen und wachsenden Konkurrenzdruck etwa -‚ so haben vielleicht manche von uns Älteren schon ab und zu gedacht oder unbestimmt gefühlt: ich bin froh, dass ich mich nicht mehr herumschlagen muss mit all dem, was daraus entsteht. Das ist zwar nicht dasselbe wie die schwarze Verzweiflung des Predigers, die die Toten glücklich preist vor den Lebenden, aber es geht in die gleiche Richtung.
Aber es geht dem Prediger gar nicht nur um das Elend, es geht ihm um die Ungerechtigkeit, um die Menschen, die unschuldig leiden, die sich mühen und keinen Gewinn davon haben. Und vor allem geht es ihm um Gott. Er zweifelt nicht an Gott - aber er verzweifelt fast an ihm. Er kann nicht darüber hinwegsehen, dass die Welt voller Leiden und Unrecht ist - aber wie passt das zu einem Gott, wie ihn die Psalmen schildern, wie Israel ihn glaubte: der allmächtig ist, weise, gütig und gerecht?
Und das ist eine Frage, die wahrscheinlich jeder von uns sich schon einmal oder oft gestellt hat, vielleicht nicht mit dem Verstand, aber mit dem Herzen: warum werden die einen geschlagen mit allem denkbaren Unheil, und die andern fast ganz verschont? Warum werden Unschuldige ermordet, gefoltert, vertrieben? Und selbst wenn wir nüchtern genug sind, Gott nicht verantwortlich zu machen für das, was Menschen einander antun, so bleibt noch genug übrig, was nicht von Menschen kommt. Ich weiß noch, wie ich im ersten Nachkriegswinter, 14jährig, durch zerbombte Straßen lief und Gott verzweifelt fragte, warum er gerade diesen Winter, in dem so viele kein Obdach, nichts zu heizen und fast nichts zu essen hatten, so entsetzlich kalt und so entsetzlich lang werden ließ. Natürlich bekam ich keine Antwort. Man kann die Naturgesetze bemühen oder die Schuld der Menschen - für die Verzweiflung ist das keine Antwort.
Warum lässt Gott das zu? Das ist die Frage des Predigers, auch wenn er sie so nicht ausspricht. Und das hat mich an diesem Text fasziniert und macht ihn für mich auch nach über 2000 Jahren noch aktuell: wie hier ein Mensch sich bemüht, nüchtern und ohne zu beschönigen, sein Gottesbild in Einklang zu bringen mit dem, was er sieht. Was sieht er?
»Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit« heißt es an einer Stelle in seinem Buch. Damit kann die wunderbare Ordnung der Schöpfung gemeint sein oder, bibelgetreu, das Paradies vor dem Sündenfall oder auch eine »gute alte Zeit«, in der die Verhältnisse in Juda noch gerechter waren. In jedem Fall ist es ein Gegenbild zum jetzigen sozialen Zustand. Es ist nicht, wie wir heute geneigt sind zu interpretieren, eine Art Rechtfertigung Gottes. »Zu seiner Zeit«: Zeit ist für den Prediger von Gott gesetzte Zeit, wenn die Jetztzeit für ihn nicht mehr »schön«, nicht mehr in Ordnung ist, dann kann auch das nicht ohne den Willen Gottes geschehen sein. Eine Rechtfertigung Gottes kann und will er nicht geben, denn - das ist seine Grunderkenntnis: »dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende«.
Und das gilt für uns genauso. Wir glauben manchmal den Sinn zu erkennen in dem, was uns von Gott zufällt, und das sind beglückende Erlebnisse. Sie sind wahr, aber es ist eine subjektive Wahrheit, gültig für den, der sie erlebt. Aber es lässt sich daraus kein allgemeines System machen. Ich will nur ein Beispiel nennen: Gebetserhörungen. Es gibt objektiv belegte Beispiele dafür, und viele werden ihre subjektiven haben, aber daraus abzuleiten, dass alle Gebete erhört werden, oder eine Regel aufzustellen, unter welchen Umständen sie erhört werden, wäre Torheit: nicht nur widerlegt durch die Realität, sondern auch zutiefst erschreckend: für wieviel widersinnige und sich widersprechende Dinge haben Menschen nicht schon gebetet!
»Der Mensch kann nicht ergründen das Werk, das Gott tut.« Damit müssen wir uns abfinden. Und das ist gut so. Denn eine Welt, die wir mit unserem begrenzten Verstand ergründen könnten, wäre armselig. Unsere Erkenntnisse sind immer Teilerkenntnisse, und sie können sich morgen schon als eng bedingt oder falsch erweisen.
Es bleibt die Frage - für den Prediger wie für uns -‚ wie wir zurechtkommen sollen mit einer Welt, deren Sinn wir nicht erkennen können. »Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt, als fröhlich zu sein und sich gütlich tun in seinem Leben.« Das klingt zunächst nach einer Absage an alle Religion: Esset und trinket, denn morgen sind wir tot! So ist es aber nicht gemeint. Denn es geht weiter: »Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes.«
Das heißt zunächst: alles, was wir gebrauchen und genießen, kommt von Gott. Die Menschen damals sahen noch zu, wie Sonne und Regen ihre Nahrung wachsen ließen, und waren von diesem Wachsen auf Gedeih und Verderb abhängig - sie erlebten noch unmittelbar, dass alles von Gott kam. Wir, die wir im Supermarkt einkaufen und dort immer Brot finden, auch wenn die Ernte schlecht ausfiel, vergessen es leicht. Wir sollten uns daran erinnern lassen.
Aber dem Prediger geht es nicht nur um das tägliche Brot, sondern um eine innere Haltung. Diejenigen, die mit Gott leben, können fröhlich sein; auch in allen Mühen. »Denn dem Menschen, der Gott gefällt, gibt er Weisheit, Verstand und Freude« - der Prediger sieht Gottes Wirken in denen, die sich freuen an Gottes Gaben, an dem, was sie genießen können, die nicht jammern um das, was sie nicht haben, und sich sorgen um das, was sie verlieren könnten. Ich denke, das ist etwas, was auch wir uns gesagt sein lassen sollten.
Aber auch das ist dem Prediger nicht genug. Er kommt nicht los von dem Gedanken an die Leidenden, er sucht nach einer Antwort auf die Frage nach dem Leid. Er findet eine, aber er sagt sie sehr vorsichtig. Bisher hieß es: »ich sah«, und er teilt mit, was er gesehen hat, als Tatsache. Jetzt sagt er: »Ich sprach in meinem Herzen« - er gibt eine Erklärung, aber er maßt sich nicht an, diese seine Erklärung als den Willen Gottes auszugeben. Sie heißt: »Es geschieht wegen der Menschenkinder, damit Gott sie prüfe und sie sehen, dass sie selber sind wie das Vieh ... wie dies stirbt, so stirbt auch der Mensch.«
»Damit Gott sie prüfe« - was heißt das? Auch bei uns sprach man früher von Epidemien, Kriegen, Notzeiten als von Prüfungen Gottes. Dahinter stand wohl die Vorstellung einer Prüfung im Hinblick auf ein zukünftiges Jüngstes Gericht. Das meint der Prediger nicht, - sagt er doch im gleichen Atemzug, dass der Mensch stirbt wie das Vieh. Es geht um das gegenwärtige Leben: Wie reagiert der Mensch, wie bewährt er sich unter einer schweren Belastung? Es wird nichts darüber gesagt, ob die Prüfung Folgen hat, ob es eine Belohnung gibt, wenn der Mensch sie besteht. Vor einer so eindeutigen Aussage über das Handeln Gottes scheut der Prediger zurück; die steht einem Menschen nicht zu. Trotzdem glaubt er in dieser Prüfung eine mögliche Erklärung, d.h. eine mögliche Rechtfertigung für das Leiden zu sehen. Können wir das nachvollziehen?
Ich denke schon. Aber wir sollten statt Prüfung vielleicht besser Herausforderung sagen. Not - Krankheit, eigene Veranlagung, äußere Umstände oder Probleme mit unseren Nächsten, auch die Erfahrung eigener Schuld - all das sind Situationen, die uns herausreißen aus dem Netz von Gewohnheit und Geschäftigkeit, in dem wir uns normalerweise bewegen; es kann sein, dass sie Kräfte in uns freimachen, die wir uns nie zugetraut hätten; dass sie uns helfen, ein neues Verhältnis zu Gott zu suchen und zu finden; uns dazu zwingen, uns anderen zu öffnen, weil wir ihre Hilfe brauchen, und ihnen dadurch näher zu kommen. Notsituationen können ganz verschieden sein und unsere Reaktionen darauf auch. Immer aber können sie uns das Tor zu Erfahrungen öffnen, die wir unter einfacheren Bedingungen nie gemacht hätten.
Allerdings: das kann so sein. Es muss nicht so sein. Wir alle wissen, dass es Menschen gibt, die im Leid verbittert werden und sich zuschließen; und andere, die, trotz allen Bemühens, an ihrer Not zerbrechen, körperlich oder seelisch. Und wir wissen nicht, warum das so ist. Wir müssen uns zufrieden geben mit der Erkenntnis des Predigers, »dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.«
Dennoch gibt es einen Trost. Der Prediger ahnt ihn, aber er wagt nicht, ihn ernstzunehmen, denn es gibt keine Gewissheit, und er will sich nur auf das einlassen, was er sehen und erkennen kann. An einer Stelle in unserem Text heißt es: »Auch hat er (Gott) die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.» Gott hat den Menschen ein Gefühl dafür gegeben, dass in uns etwas ist, was über den Tod hinausreicht, eine Ahnung davon, eine Sehnsucht danach. Mehr wagt der Prediger nicht zu sagen, weil das etwas ist, was er nicht sehen und erkennen kann.
Ich habe an dem Text des Predigers zu zeigen versucht, wie ein Mensch sich um einen ehrlichen Glauben bemüht, und wie seine Fragen weitgehend auch die unsrigen sind. Ich möchte schließen mit dem Punkt, in dem wir über die Antworten des Predigers hinausgehen dürfen: »Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.« Für den Prediger ist das der Funken einer Hoffnung, der er nicht zu trauen wagt. Für uns ist es mehr.
Jesus hat uns gelehrt, in Gott den Vater zu sehen, der uns annimmt, jeden einzelnen von uns. Das bedeutet, dass unser Leben vor Gott einen Sinn hat. Und damit findet auch die Frage des Predigers nach dem Sinn des Leidens eine weiterreichende Antwort. Wir vertrauen darauf, dass das, was wir leiden, und das, was wir lernen, eben nicht umsonst ist, sondern Frucht bringt, im Hier und Jetzt, aber auch über den Tod hinaus. Wie das geschieht, können wir nicht ergründen, und wir können auch nicht wissen, dass es so ist. Aber wir vertrauen darauf.
Dieses Vertrauen ist es, das uns schützt vor dem verzweifelten Pessimismus des Predigers. Es hilft uns zu leben, es kann uns helfen, Leiden nicht nur zu ertragen, sondern als mögliche Stufe unserer Entwicklung zu akzeptieren. Es kann uns die Fröhlichkeit schenken, von der der Prediger sagt, dass sie eine Gabe Gottes ist.
Brigitte Hoffmann, in einer Gottesdienst-Ansprache in der Tempelgemeinde Stuttgart am 18. März 1996
Textstellen: Kohelet (Prediger) 4,1-3; 3,9-13; 2,24-26; 3,18-22
Dieser „Vertrauenspsalm“ zählt zu den bekanntesten Bibelstellen; viele kennen ihn auswendig. Das Gottvertrauen des Beters wird dabei in zwei Bildern ausgedrückt: In den ersten vier Versen ist Gott der gute Hirte, der seine Schafe selbst in schweren Zeiten nicht im Stich lässt. Ab Vers 5 ist Gott der fürsorgliche Gastgeber, in dessen Haus der Beter für immer bleiben kann. Zunächst wird Gott ehrfürchtig in der dritten Person angesprochen; ab Vers 4 gewinnt das vertrauliche “Du“ vorübergehend die Oberhand.
Die Psalmen umfassen 150 gottesdienstliche Lieder, die über einen Zeitraum von etwa 800 Jahren entstanden. Bereits für die frühjüdische Gemeinde wurden sie zum zentralen Gesangs-, Gebets- und Erbauungsbuch. Und auch für Jesus waren sie bis zuletzt wichtig. Noch in seiner Todesstunde am Kreuz wendet er sich (nach Lukas) an Gott mit den Worten des 22. Psalms („Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“). 104 Psalmen werden ganz oder teilweise im Neuen Testament zitiert.
Ob der 23. Psalm von König David selbst gedichtet wurde, wie es die Überschrift nahelegt, ist umstritten. Auch bei uns war es ja bis weit in die Neuzeit üblich, einem anderen ein künstlerisches Werk zuzuschreiben oder den Namen eines bekannten Künstlers für sich zu verwenden. So soll es am Tempel in Jerusalem sogar eine ganze Sängerschule gegeben haben, die sich nach David benannte und diesem auch eigene Gedichte widmete.
Der 23. Psalm spricht heute noch viele an, auch wenn sie allenfalls aus dem Fernsehen wissen, wie sich ein Hirte um seine Schafherde kümmert. Und wenn ein Gastgeber einen Gast mit Öl salben würde, würde das eher befremden. Dennoch vermitteln die Verse ein Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes. Dabei wird keine friedliche Idylle gezeichnet: Der Schutz wird von Gott auch im finsteren Tal und im Angesicht der Feinde gewährt.
Das Bild des Hirten als eines Beschützers wurde im alten Israel der Propheten gerne auf den König übertragen, der sich bedingungslos für sein Volk einsetzt. Wenn die Könige Israels dem nicht entsprachen, so wurde das Hirtenbild ohne weiteres auf den Gott Israels übertragen. Der Psalmist hat keine Zweifel: Der Herr ist mein Hirte. Er ist mein persönlicher Beschützer bereits jetzt! Für die Christen hat später Jesus diese Rolle übernommen.
Immanuel Kant soll gesagt haben, dass ihm kein anderer Vers der Bibel mehr Trost gespendet habe als dieser. Mögen auch wir darin Zuversicht und Gottvertrauen finden.
Wer „Ehrfurcht vor dem Leben“ und vor dem „unendlichen Grund des Lebens“ praktiziert, ist nach Schweitzer vom „Geist Jesu“ ergriffen. Und umgekehrt: Wo wir in die Lieblosigkeit, den Hass, die Machtgier und die Zerstörung verfallen, verstoßen wir gegen den Geist Jesu. So schreibt Schweitzer 1922 im Rückblick auf den Ersten Weltkrieg: „Was das Christentum als Religion der Liebe geleistet hat, gilt als ausgelöscht dadurch, dass es nicht stark genug war, die christlichen Nationen zur Friedfertigkeit zu erziehen, und dass es im Kriege selber sich noch mit so viel weltlicher und hässlicher Gesinnung vergesellschaftete, ja heute noch sich nicht von ihr losgerissen hat. In grausiger Weise ist es dem Geiste Jesu untreu geworden. [...] Wir sind so tief gefallen, weil wir es uns zu leicht vorstellten, den Geist Jesu zu besitzen.“
In seiner Vorlesung „Das Christentum und die Weltreligionen“ beschäftigt sich Schweitzer religionswissenschaftlich und religionsphilosophisch mit den asiatischen Religionen, von denen sich, wie er es beschreibt, der „Dualismus“ des Christentums absetzt, das heißt etwa dass im Evangelium die Kluft zwischen rätselhaftem göttlichen Schöpferwillen in Natur, Geschichte und persönlichem Geschick einerseits und dem im eigenen Innern zu erfahrenden göttlichen „Willen der Liebe“ andererseits nicht monistisch oder pantheistisch zu schließen ist.
Ob aber der „Geist Jesu“ auch unter Nichtchristen am Werk sein kann? Diese Frage stellt Schweitzer nicht ausdrücklich. Sie ist aber in seinem Sinn zu bejahen, nach seinem religiösen Universalismus und seiner Haltung der Toleranz. Wie Christen die „Ehrfurcht vor dem Leben“ nicht für sich gepachtet haben, so auch nicht den darin wirksamen „Geist Jesu“. Ein biblischer Beleg dafür ist etwa eine in Apg 10,34-35 dem Apostel Petrus zugesprochene Aussage: „Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.“
Schweitzer, für den eine Lehre von der Kirche keine besondere Rolle spielte, stellt am Schluss seiner „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ die zwei innerchristlichen Strömungen „gebundene und freie Religiosität“, also konservatives und liberales Christentum, versöhnlich, tolerant nebeneinander. Auch wenn sie gedanklich nicht mit falschen Kompromissen auf einen Nenner zu bringen seien, gebe es doch eine Gemeinschaft zwischen ihnen, nämlich „die Gemeinschaft des Geistes Jesu in ihnen“.
Im Sinn der Lehre von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ lässt sich das ausweiten. Wer immer diese Ehrfurcht zu leben sucht, ob christlich oder außerchristlich, gehört schon zum weltweiten, konfessions- und religionsübergreifenden Volk Gottes, das vom „Geist Jesu“ bestimmt ist. Das ist kein heimlicher christlicher Dominanzanspruch, denn der „Geist Jesu“ findet sich in allen Kulturen, Nationen und Religionen und im Rahmen der großen philosophischen Traditionen, etwa der Stoa. Gemeint ist „der Geist, der mit Jesus in die Welt gekommen ist“ - der freilich auch schon vor dem Auftreten des historischen Jesus von Nazareth in der Menschheit wirksam gewesen ist, etwa im Judentum und in der antiken griechischen Philosophie, wie sicher im Sinn Schweitzers zu ergänzen ist. Nur geht Schweitzer davon aus, dass Jesus „den Geist Gottes in einer einzigartigen Weise besitzt und für uns der höchste Offenbarer religiöser und geistiger Wahrheit ist“. Man kann auch sagen: In Jesus, seiner Botschaft und seinem Verhalten, findet sich der Maßstab für echte, Sinn stiftende Frömmigkeit. „Wahrheit im höchsten Sinne ist, was im Geiste Jesu ist.“
Systematisch wird man sagen können: Der „Geist Jesu“ ist erstens der in Jesus von Nazareth in besonderer Intensität wirksame göttliche Geist. Und der „Geist Jesu“ ist zweitens der von dem lebendigen Christus auf uns ausgehende und in uns eingehende Geist, und drittens ist der lebendige Christus der durch seinen entsetzlichen Kreuzestod hindurch endgültig in Gottes Ewigkeit eingegangene Jesus. Bemerkbar macht sich der Geist Jesu in unserem Leben insbesondere erstens als innere, geistige Freiheit, nach dem Paulus-Wort „Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Kor 3,17), sowie zweitens als eine mit Liebe verbundene Wahrhaftigkeit.
In einem Brief Schweitzers von 1956 an seine Enkelin anlässlich ihrer Konfirmation fasst er in einfachster Weise seine Grundgedanken zu einer trinitarisch gegliederten christlichen Glaubenslehre zusammen, um sie zu eigenem ehrlichen Glauben zu ermutigen, und das gipfelt dann im „Geist Jesu“:
„Mach Dir keine Sorgen, wenn Du nicht alles glauben kannst, wie es die Kirche lehrt. Es kann kommen, dass Du Dir Gott nicht mehr so vorstellen kannst, wie es gelehrt wird, dass Du Dir auch Gedanken darüber machst, dass Gott des Kreuzestodes Jesu bedurfte, um den Menschen vergeben zu können, dass Du das ewige Leben nicht als eine leibliche Auferstehung, sondern nur als die Heimkehr der Seele in den Frieden Gottes begreifst. Lass Dir nicht das Glauben als das Eigentliche der Religion aufnötigen. Das Eigentliche der Religion ist, dass der Mensch den Geist Jesu hat und sich von ihm leiten lässt.“
Außer der „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist kein Leitgedanke für Schweitzer so wichtig wie der vom „Reich Gottes“. Eben dieser Leitgedanke ist von Schweitzer aus der biblischen, der jüdischen und der christlichen Tradition übernommen, wissenschaftlich gründlich erarbeitet, für die Gegenwart neu ausgelegt und in seiner gegenwärtigen Bedeutung eindringlich dargelegt, aber nicht als Stichwort neu geprägt. „Reich Gottes“ ist die zentrale Botschaft Jesu: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)
Die große wissenschaftliche Einsicht Schweitzers ist die, dass nach Jesu Verkündigung das Reich Gottes in Bälde übernatürlich auf unserer Erde anbricht und damit die bisherige Weltgeschichte zu Ende ist. Auch die frühe Christenheit habe diese Überzeugung geteilt und sich dann schwer getan, von dem Blick auf ein unmittelbar bevorstehendes Weltende schließlich Abschied zu nehmen, ja die Naherwartung Jesu und seines Umfeldes unter der Hand als Irrtum einzugestehen. Die große theologisch-philosophische Perspektive Schweitzers ist seine neue Deutung der eschatologischen Botschaft Jesu: Wir haben im Geist Jesu heute nach Kräften das Reich Gottes selbst zu verwirklichen, statt auf dieses zu warten. Dabei wird häufig übersehen, dass Schweitzer eine Vollendung des Reiches Gottes nach dem Tod, also jenseits von Raum und Zeit, durchaus erwartet.
„Wir lassen nicht mehr das Schicksal der Menschheit von der Endvollendung der Welt abhängen. [...] Nicht mehr können wir [...] in dem Glauben an das am Ende der Zeiten von selbst kommende Reich Gottes verbleiben. Für die Menschheit, wie sie heute ist, handelt es sich darum, das Reich Gottes zu verwirklichen oder unterzugehen.“
Wie ist aber das gegenwärtige Reich Gottes vorzustellen? Sicher nicht so, dass die christliche Kirche eins zu eins die Verwirklichung des Reiches Gottes hier und jetzt wäre, wie es der französische modernistische Theologe Alfred Loisy (1857-1940) in seinem Buch „Evangelium und Kirche“ von 1902 allerdings ironisch formulierte: „Jesus kündete das Reich Gottes an und gekommen ist die Kirche“. Schweitzer findet Spuren des von ihm nicht institutionell-organisatorisch gemeinten gegenwärtigen Reiches Gottes sicher auch in den Kirchen und Religionsgemeinschaften, sofern sie dem „Geist Jesu“ zu entsprechen suchen. Sicher auch in den Staaten, sofern diese Frieden und Gerechtigkeit praktizieren und die Menschenwürde bewahren. Sodann in menschlichen Interaktionen, Kommunikationen und Gemeinschaften, sofern diese die Ehrfurcht vor dem Leben praktizieren und fördern: „Alles Sinnen derer, die auf das Reich Gottes ausschauen, muss darauf gehen, den Willen Gottes zu tun. Nur dieses zählt. Solches Wollen schafft eine Zusammengehörigkeit unter den Menschen, die über allem anderen steht.“ Das gegenwärtige Reich Gottes hebt nach Schweitzer aber im einzelnen Menschen an, der sich vom Geist Jesu inspirieren, motivieren und kräftigen lässt und so tatkräftig zu handeln beginnt.
„Es kann nicht Reich Gottes in die Welt kommen, wenn nicht Reich Gottes in unseren Herzen ist. Anfang des Reiches Gottes ist, dass wir darum ringen, dass Gesinnung des Reiches Gottes unser Denken und Tun beherrsche. [...] Nur wenn der Geist Gottes in uns über den Geist der Welt mächtig geworden ist, vermag er in der Welt gegen ihn zu streiten.“
Das Reich Gottes ist hier und jetzt wirksam, wo Menschen innerlich gefestigt sind, frei zum Tun des Guten; wo sie der Wahrheit und der Liebe verpflichtet sind; wo sie Sinn und auf diese Weise Glück erfahren, für sich selbst und indem sie dies alles auch den Mitmenschen zu vermitteln suchen. So verwandelt sich die Hölle auf Erden, die viele durchmachen müssen, in ein Stück Himmelreich auf Erden. Dazu kommt immer auch der Blick auf die ganze Schöpfung und die Bewahrung der Erde.
Welche Rolle bei den meist recht bescheidenen Versuchen, Reich Gottes jetzt schon zu verwirklichen, der Transzendenzbezug spielt, das Einswerden mit dem unendlichen Sein, ist bei Schweitzer nicht immer klar. Dabei ist dort, wo der göttliche „Wille der Liebe“ nicht ausdrücklich und schon gar nicht nachdrücklich geglaubt wird, doch auch ein untergründiges Ergriffensein von diesem möglich. Und grundsätzlich sieht Schweitzer in allem Werden des Reiches Gottes den Geist Jesu am Werk: indem „das Kommen des Reiches Gottes dadurch herbeigeführt wird, dass Jesu Geist in unseren Herzen zur Macht kommt und durch uns in der Welt“.
Das Vaterunser ist für Schweitzer „der Polarstern des christlichen Glaubens“ und „das Bekenntnis, in dem die Christen aller Konfessionen sich zusammenfinden können“. Im Zusammenhang seiner Gedanken darüber bekräftigt Schweitzer, dass das Reich Gottes nicht nur jetzt von uns in Bruchstücken zu verwirklichen ist, sondern dass es über den Tod hinaus eine Endvollendung geben wird, die ganz und gar Gottes Sache ist:
„Auch für den neuzeitlichen Glauben bedeutet das Werden des Reiches Gottes auf Erden nicht alles. Auch er schaut von dieser Welt und von der Zeitlichkeit auf die Ewigkeit aus und auf das, was nach dem Tode sein wird. Er weiß aber, dass wir dies Gott anheim gestellt lassen müssen und dass wir in diesem Dasein nach der Seligkeit trachten müssen, dass es in uns und in der Welt Reich Gottes werde, aus der uns Gott, wenn wir uns in ihr bewährt haben, zur zukünftigen eingehen lässt.“
Oder, wie er es in einem Kondolenzbrief vom 3. März 1958 seelsorgerlich formuliert: „Unser Glaube ist, dass die Seelen derer, die von uns schieden, in das Reich des Friedens und des Lichtes eingehen und bei Gott sind. Dessen dürfen wir uns getrösten.“
Indem ich mich in den Dienst des Lebendigen stelle,
gelange ich zu einem sinnvollen, auf die Welt gerichteten Tun.«
»Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen,
etwas, was keinen Lohn bringt, sondern Freude, es tun zu dürfen.«
»Das Wenige, das du tun kannst, ist viel - wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur.«
Albert Schweitzer
Die TSA feiert 2025 ihr 75-jähriges Jubiläum. „Semi“ bedeutet „halb“, „sesqui“ bedeutet „eineinhalb Mal“ und „centennial“ bedeutet „100 Jahre“. Sofern nicht gerade eine geheime Feier geplant ist, von der ich noch nichts gehört habe, scheint dieser Meilenstein weitgehend unbemerkt geblieben zu sein. Vielleicht lag unser Fokus woanders.
Am 16. Juli 1950 wurde der Temple Society Central Fund (Aust) - eine Aktiengesellschaft mit beschränkter Haftung - gegründet. Einige Wochen später, am 20. August, entstand die Temple Society Australia. Es ist daher etwas entgegengesetzt, dass es in diesem Jahr zu einer bedeutenden Änderung dieser Rechtsformen kommt: der nicht eingetragenen TSA und der eingetragenen TSAL (diesen Namen hat der Central Fund erst in jüngerer Zeit angenommen, nachdem er seine Gründeraktien aufgegeben hat).
Die 75 Jahre der TSA lassen sich bequem in drei Zeiträume von je 25 Jahren unterteilen - jeder praktisch eine Generation. Der erste Zeitraum (1950-1975) war vor allem von der Niederlassung in diesem fremden Land geprägt. Für viele bedeuteten die Jahre der Internierung, einen Weg durch Unsicherheit, Trennung und Kampf zu einem Gefühl von Stabilität, Verbundenheit und Gemeinschaft zu finden. Unsere Gemeindezentren - zuerst East Malvern, dann Boronia, Bayswater, Meadowbank und Bentleigh - wurden alle erworben oder gebaut und begründeten so eine Fußspur der Templer auf dieser Seite des Globus.
Dieses Vierteljahrhundert wurde gebührend in der Festhalle Sans Souci der Familie Laemmle in Moorabbin gefeiert. Nach dem Buch von Prof. Dr. Paul Sauer waren 670 Menschen anwesend.
Die mittlere Zeitspanne (1975-2000) war geprägt von einer Konsolidierung, mit der deutlichen und bewussten Hinwendung zur englischen Sprache und einem Einstieg in die formelle Altenpflege, zunächst mit dem Altersheim und dann - in Partnerschaft mit der Australisch-Deutschen Wohlfahrtsgesellschaft - mit dem Tabulam Pflegeheim.
Für mich war nach meiner Konfirmation im Jahr 1973 diese Zeit auch geprägt von meiner aktiven Teilnahme an der Jugendgruppe, gefolgt von einer Einführung in die Arbeitsweise der Gebietsleitung und schließlich meiner Anstellung als Geschäftsführer bei der TSA. Sitzungen und Protokolle spielten danach eine große Rolle in meinem Leben.
Anfang der 1980er Jahre wurde in Bayswater eine wöchentliche Spielgruppe für Vorschulkinder (zusammen mit ihren Eltern) gegründet. Eine TS-2000-Arbeitsgruppe war bereits vor der Jahrhundertwende aktiv und empfahl die Einrichtung einer Stelle als Gemeinde-Sozialarbeiter/in, um die Mitglieder zu beraten und sich um ihre sozialen Bedürfnisse zu kümmern. Im Templer ‚Dörfle’ wurden Wohneinheiten durch eine schrittweise Entwicklung realisiert, und die Zusammenlegung unserer Altenpflegeeinrichtungen führte zur Gründung der TTHA.
Eine nächste Feier, die zum 50-jährigen Jubiläum, fand im Jahr 2000 statt, diesmal bei Pitrone's (das es heute nicht mehr gibt) in Keysborough.
In unserem jüngsten Vierteljahrhundert (2000-2025) wurde unsere Fokus-/Interessengruppenstruktur eingeführt, die die bisherigen regionalen Gemeindeleitungen ablöste, und die Außenwirkung durch CHAMPION wurde geleistet.
Dies ist natürlich nur eine Momentaufnahme des Templer-Lebens über einen Zeitraum von 75 Jahren hier. Manches - wie ich selbst - hat den größten Teil der gesamten Zeit überdauert: ich denke an den Frauenverein (mit ein paar guten Männern dabei), die Deutsche Sprachschule und den Bayswater Bowling Club (kürzlich umbenannt in Sports & Social Club).
Ich fühle mich gesegnet, dass die TSA meine ganzen 67 Jahre über (und es werden noch mehr) ein fester Bestandteil meines Lebens ist.
„Trachtet zuerst nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles Weitere zufallen“ (Mt 6,33) ist unser Motto und Leitsatz.
Unsere Ehrenamtlichen - ehemalige und aktuelle - haben uns unterstützt. Ohne alle ehrenamtlich Engagierten schmälern zu wollen, sei es in den regionalen Gremien, der Gebietsleitung, der Gemeindeleitung oder einer Fokusgruppe, habe ich mir diejenigen angesehen, die im Laufe der Zeit als Tempelvorsteher, Gebietsleiter oder TSAL-Vorsitzender (oder beides!) tätig waren. Für mich ist es eine überraschend kurze Liste (in alphabetischer Reihenfolge): Dr. Rolf Beilharz, Dr. Irene Bouzo, Mieka Decker, Theo Doh, Wolfgang Frank, Dieter Glenk, Felix Haar, Herbert Hoffmann, Dr. Richard Hoffmann, Dietmar Jürgensen und Dieter Ruff.
Ich habe keine Kristallkugel und kann daher nicht wissen, wie die TSA in 25-50 Jahren aussehen wird. Das hängt weitgehend von den Mitgliedern ab, die sich für die Sache engagieren und das Schiff steuern.
Mark Herrmann, im Templer Talk Oktober 2025
Anmerkung der Redaktion: Auf die o.g. Liste gehört unbedingt auch Mark Herrmann selbst.
Wie bereits mehrfach mitgeteilt, wird das Archiv der Tempelgesellschaft derzeit sukzessive in das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart-Möhringen überführt. Insofern ist für uns eine aktuelle Meldung von dort von besonderem Interesse:
Mit dem Zusammenschluss der Bibliotheken und Archive der Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg zu Beginn des Jahres ist ein bedeutender Schritt in Richtung gemeinsamer Nutzung von Quellen zur Familienforschung und ortskirchengeschichtlicher Forschung gemacht worden. Aus der Fusion hervorgegangen sind die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek Baden und Württemberg (EHZ) sowie das Evangelische Archiv Baden und Württemberg (EABW) - beide mit Sitz in Stuttgart-Möhringen.
Ganz neu in der EHZ-Bibliothek sind die Ortsfamilienbücher aus dem Bereich der badischen Landeskirche. Sie enthalten genealogische Daten und Ereignisse aller Familien und Personen aus einem bestimmten Ort, die dort gelebt haben; sei es nur für wenige Jahre oder einige Jahrzehnte. Diese Werke, die insbesondere für die Familien- und Ahnenforschung von großer Bedeutung sind, stehen nun gemeinsam mit den Ortsfamilienbüchern württembergischer Gemeinden zentral am Standort Möhringen zu Verfügung. Dort befindet sich nun auch eine umfangreiche Sammlung an Kirchenführern und Ortsgeschichten aus dem Gebiet beider Landeskirchen.
Eine ideale Ergänzung zu den gedruckten Buchbeständen bietet das Online-Portal Archion. Dort haben Familienforschende Zugriff auf digitalisierte Kirchenbücher aus nahezu allen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Seit 1. Februar 2025 hat auch der „Verein für Familienkunde“ seinen Sitz in Stuttgart-Möhringen und bietet dort regelmäßige Sprechstunden an. Herr Held, Vorsitzender des Vereins, freut sich: „Die Neuzugänge von den Ortsfamilienbüchern bis hin zu den Ortschroniken mit genealogischen Passagen erleichtern den Familienforschenden ihre Suche nach Ahnen und Verwandten“. Die über 550 Ortsfamilienbücher, teils aus der Reihe »Deutsche Ortssippenbücher« teils im Eigenverlag erschienen, können über den Katalog der EHZ recherchiert und im Lesesaal während der Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag, jeweils 9 bis 17 Uhr) eingesehen werden. Kirchenführer und Ortsgeschichten sind ausleihbar.
Jörg Klingbeil (Meldung mit freundlicher Genehmigung der EHZ aus dem Newsletter Oktober 2025 übernommen)