Die Warte des Tempels
Monatsschrift für offenes Christentum

Ausgabe 175/10 - Oktober 2019

 

 

Albert Schweitzer: Seid dankbar in allen Dingen - Daniel Neuhoff

Vom Hinhalten der anderen Backe - Irene Bouzo

Der Brückenschlag von Goethes West-östlichem Divan - Peter Lange

Staat und Religion (Teil 5) - Jörg Klingbeil

Israels Gesellschaft ein neues Gesicht geben - Ursula Schulten

Albert Schweitzer: Seid dankbar in allen Dingen

Albert Schweitzer hat sein über fünfzig Jahre währendes humanitäres Werk in Äquatorialafrika unter dem Leitstern der Ehrfurcht vor dem Leben verrichtet. Das ursprüngliche Motiv für sein unermüdliches Wirken als helfender Tropenarzt aber war seine große Dankbarkeit, die er für das viele erfahrene Gute, vornehmlich in seiner Kindheit, empfand, und das zurückzugeben er sich gedrängt fühlte. Die Dankbarkeit zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Sie war Thema von zahllosen seiner über 400 Predigten (alle in diesem Aufsatz zitierten Texte stammen aus: Albert Schweitzer Predigten 1898-1948. Werke aus dem Nachlass im C.H. Beck-Verlag. Herausgegeben von Richard Brüllmann und Erich Gräßer, München 2001), die er zwischen 1898 und 1912 sowie 1918 bis 1923 in St. Nicolai zu Straßburg halten durfte. Die Lektüre dieser an geistigem Reichtum kaum zu übertreffenden Weisheiten ist auch für den heutigen Menschen ebenso erbauend wie berührend und inspirierend. Anschaulich wird dies zum Beispiel in der Nachmittagspredigt vom Sonntag, den 22. November 1903, anlässlich des Erntedankfestes. Dort heißt es: »Ich kannte eine Dame, die hatte ein Kind, das kränkte. Als es sich aber kräftigte, war sie so von Dank gegen Gott erfüllt, dass sie an die zwei schwächlichen Knaben einer armen Frau die Mittel wandte, wie sie den Reichen zu Gebote stehen, sie in Heilbäder und Kurorte sandte, dass auch sie gekräftigt würden. Ich erfuhr es durch Zufall von ihr selbst und weiß, dass sie es in einfachem, frommen Sinn tat. Das sind Opfer und Gelübde, die Gott wohl gefallen, und jeder sollte sein Leben reich in solchen Opfern und Gelübde ma­chen.«

Über die stofflich vergoltene Dankbarkeit hinaus sieht Schweitzer im Dank auch eine geisti­ge Dimension: » ... und wenn ihr dankt, dankt vor allem für das Geistige. Alles was euch be­gegnet im Leben, auch das Geringste, hat eine geistige Bedeutung und erst in dieser geistigen Bedeutung zeigt es sich in seinem wahren Wesen. Habt ihr schon den Himmel und die Bäume sich im Wasser spiegeln sehen? Was ist doch das etwas Geheimnisvolles, wenn sie da leise bewegt körperlos erscheinen, wirklich und doch unfassbar. So spiegeln sich für den, der das geistige Auge hat, alle irdischen Ereignisse im geistigen Leben wider.«

Zu den vielen Fragen, die sich der heutige Mensch stellen kann und sollte, ist die über sein eigenes Verhalten zur Dankbarkeit. Versteht man unter Dankbarkeit auch die Frage nach dem Selbstverständlichen, also dem Empfangenen, von dem man vermeint, es stünde einem zu, wird einem schnell klar, wie wenig man ohne andere wäre. So ist der Dank für erfahrene Hilfe wohl der Klassiker im Kanon der Dankesformen und sicherlich der weltweit häufigste Grund für den von Mensch zu Mensch ausgesprochenen Dank, den es in jeder Sprache gibt. Auch hier legt Albert Schweitzer wieder treffsicher den Finger in die Wunde, wenn er das Versäumnis des ausgesprochenen Dankes als Kratzer in der Seele bezeichnet: »Keiner von uns kann ohne Beschämung an das, was er so ohne Gefühl der Dankbarkeit in seiner Jugend hinnahm, zurückdenken. Mit Schmerz beschauen wir die Gräber derjenigen, die an unserer Erziehung gearbeitet haben oder die uns in sonst aufopfernder Weise vorwärts geholfen haben. Sie gingen dahin, ohne dass wir ihnen gezeigt haben, was sie uns waren. Wir haben es ihnen nicht gezeigt, weil wir es nicht ermaßen, und wir ermaßen es nicht, weil wir es nicht bedachten«, und später heißt es in der gleichen Predigt: »Wollen wir einmal nur fünf Minuten ernst nachdenken, was wir an versäumter Bezeugung der Dankbarkeit uns zu Schulde kommen ließen, so wird uns angst und bange von allen quälenden Erinnerungen, die da vor uns aufsteigen. Wie wollen wir nur die anerkennenden Worte und die Briefe zählen, die wir versäumt, und die Besuche, die wir unterlassen. Vieles unterblieb, weil wir es vergaßen. Anderes nahmen wir uns immer wieder vor, schoben es aber immer wieder auf und brachten es nicht zur Ausführung. Es lag so zuletzt so weit dahinten, dass wir mit guter Art nicht mehr darauf zurückkommen konnten. Manchmal ist auch einer, dem wir Dank bezeugen wollten, gestorben, ehe wir ihm denselben kundgaben. Zu dem Schmerz, ihn verloren zu haben, kommt dann noch der andere, unsere Undankbarkeit nicht mehr gut machen zu können.«

Wie sieht es bei unserem »panem nostrum cotidianum«, unserem täglichen Brot aus? »Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. Gesegnete Mahl­zeit.« So hieß und heißt es an manchem Mittagstisch insbesondere von christlich geprägten Familien, so auch im Speisesaal in Lambarene zu Schweitzers Zeiten. Gemeint ist hier der himmlische Dank, der in den biblischen Worten des Abendmahls mündet: »Er nahm das Brot, dankte, brach es und reichte es seinen Jüngern.« Dieser Dank ist natürlich nur eine Kundtuung der Gläubigen. Der Atheist hingegen könnte beispielsweise der Milchkuh danken, denn sie dient auch ihm als Amme, lebt also auch für ihn. Oder den Menschen, die seine Nahrung herstellen oder zubereiten. Ein solcher Dank wäre natürlich innerlich und stünde jenseits der finanziellen Vergeltung, also dem Bezahlen der Speisen. Ein schönes Brauchtum in diesem Zusammenhang ist auch der Erntedank, ein immer noch gefeiertes Fest, wenngleich vornehmlich in bäuerlichen Kreisen.

In seiner berührenden Predigt des Jahres 1919 beleuchtet Albert Schweitzer viele Facetten der Dankbarkeit und bringt diese in der ihm eigenen feinsinnigen Weise zur Sprache: »So müssen wir, um in dem Sinne, wie es das Leben von uns verlangt, dankbar zu empfinden, durch Selbsterziehung das natürliche Gefühl der Dankbarkeit vervollkommnen und veredeln. Sich zum Dankbarkeitsgefühl erziehen will heißen, nichts, von wem es auch komme und was es auch sei, als selbstverständlich hinnehmen, sondern immer den freundlichen Willen, der hinter dem Tun steht, aufsuchen und schätzen.« Auch mit unseren eigenen Dankeserwartun­gen geht Schweitzer kritisch zu Gericht:

»Seien wir offen gegen uns selber. Vielmals sind wir im Dank getäuscht worden, den wir nicht oder nicht auf diese Weise verlangen durften. Für uns alle besteht eine große Versu­chung darin, dass das Gute, das wir tun, zur Schlinge wird, mit der wir einen anderen Menschen für uns einfangen. Weißt du denn nicht mehr, was ich für dich getan habe? werfen wir ihm vor, wenn er einmal nicht unserer Meinung ist oder nicht tun will, was wir von ihm verlangen. So schleifen wir ihn am Lasso der Dankbarkeit hinter uns her, bis er nicht mehr kann. Wehrt er sich, so rufen wir unsere Bekannten zu Zeugen über seine Undankbarkeit an. Diese geben uns Recht und helfen uns mit, den anderen zu demütigen. Wir aber tun groß in heiliger Entrüstung. Was liegt aber eigentlich vor? Du selber hast dich viel mehr gegen die Dankbarkeit versündigt als der andere, denn du hast sie missbraucht und Erpressung damit betrieben. Jeder von uns ist in dieser Versuchung schon zu Fall gekommen, weil das Hässli­che hier in so ehrbarer Gestalt an uns herantritt und sich als etwas so Berechtigtes aufspielt, dass wir seine wahre Art übersehen.« Welch tiefe Menschenkenntnis liegt auch in den folgenden Worten derselben Predigt: »Nimm dir eine Warnung daran, dass die gedankenlosen Menschen am meisten über Undankbarkeit klagen. Aber angenommen, dass wir uns dazu er­zogen haben, das Hässliche, Eitle und Äußerliche nicht mehr in unserer Dankbarkeitserwar­tung mitreden zu lassen, angenommen auch, dass wir in der Selbstläuterung soweit gelangen, dass wir versuchen, das Gute wirklich um seiner selbst willen und nicht in Hoffnung auf irgend­welche Anerkennung zu tun, so werden wir dennoch durch die herrschende Undankbarkeit betroffen.« Auch hier zeigt sich Schweitzers Fähigkeit, klares Denken mit tiefem Empfinden zu vereinigen und so zu einem wahrhaftigen Menschen zu werden, wodurch sein Vorbild für un­sere Zukunft unverzichtbar ist.

Ungewollte und vielleicht auch gar nicht echte Verbündete für den »Esprit schweitzerien« findet man in der modernen Sozialpsychologie, die mit empirischen Fakten auf die Vorteile der Dankbarkeit für das Leben hinweist. Im Journal »Forbes« wurden im November 2014 die sieben »Benefits«, also Vorteile oder Nutzen der »Gratitude«, also der Dankbarkeit, auf Basis wissenschaftlicher Untersuchungen wie folgt zusammengefasst: Dankbarkeit, so heißt es, i) sei die Türöffnerin für neue zwischenmenschliche Beziehungen, ii) fördere die physische und iii) psychische Gesundheit, iv) stärke die Empathie, v) führe zu besserem Schlaf, vi) stärke das Selbstwertgefühl und vii) die mentale Kraft. Wohl dem, dem das widerfährt, ohne es angestrebt zu haben!

Feiner wird es wieder bei Albert Schweitzer, wenn er ein Wort Buddhas in seiner »Weltan­schauung der indischen Denker« zitiert: »Die Summe alles dessen, was einen schlechten Menschen ausmacht, ist die Undankbarkeit, die Summe alles dessen, was einen guten Men­schen ausmacht, ist die Dankbarkeit«.

Dr. Daniel Neuhoff in: Albert Schweitzer Aktuell, Dez. 2018

BIBELWORTE - KURZ BETRACHTET

Vom Hinhalten der anderen Backe (Mt 5, 38-42)

Menschen reagieren manchmal eigenartig, wenn sie von jemandem beleidigt oder geärgert werden. Ich kannte einmal ein Paar, das eine Tube Zahnpasta in den Briefkasten der Nach­barn drückte, weil diese frühmorgens den Motor ihres Autos stets lange laufen ließen. Und ich erinnere mich an einige ältere Schuljungen, die als Vergeltung für eine Bestrafung Abfall in den Vorgarten ihres Französischlehrers kippten. Aber: wer durch Rache kurzfristige Befriedigung sucht, denkt oft nicht daran, dass es dann zu noch unerfreulicheren Auswirkungen kommen kann.

Eine der scheinbar widersprüchlichsten Aussagen Jesu ist sein Rat, auch die andere Backe hinzuhalten. Vermutlich hat er das nicht wörtlich gemeint, sondern er wollte seinen Zuhörern die Hintergründe für spontane Rachegefühle pointiert bewusst machen. Denn in der Realität würde es wohl nur zu weiteren Schlägen führen, wenn man auch noch die andere Backe hinhält. Sich noch mehr aufzuopfern, indem man mehr gibt, als man erleiden kann, und noch mehr zu tun, wenn man bereits an der Grenze ist, erscheint unvernünftig. Im Grunde geht es um Macht und unser Verhalten, wenn Rachegefühle in uns hochkommen - und Jesus fordert uns dazu auf, der normalen Reaktion entgegenzuwirken.

Aber er ruft die Menschen nicht dazu auf, schwach zu sein. Bei der Botschaft, unseren Nächsten zu lieben und sogar unsere Feinde, geht es um radikale Liebe; das ist wahre Stärke. Psychologen zufolge ist der Wunsch nach Vergeltung normal und verständlich. Allerdings ist die Genugtuung durch Vergeltung kurzlebig. Sie führt oft zu noch mehr Hass und Intoleranz. Es erfordert Übung, unsere emotionalen Impulse zu überwinden. In unserer zivilisierten Ge­sellschaft sollen Gesetze die Gewalt unterbinden. Wenn jemand verletzt wurde, ist da kein Platz für Selbstjustiz.

Kürzlich begeisterte mich der Leiter einer christlichen afrikanisch-australischen Gemeinde, der Vergeltung ablehnte, als er angegriffen und schwer verletzt wurde. Stattdessen vergab er seinen Angreifern öffentlich und entwickelte mutig einen alternativen Ansatz, der der traditio­nellen Reaktion der Gemeinde in Form von gewalttätiger Vergeltung entgegenstand. Dadurch erreichte er ein positives Ergebnis von Harmonie und Zusammenarbeit, das seiner Gemeinde auf lange Sicht sehr viel mehr nutzte.

Auch wir sollten versuchen, gute Beziehungen aufzubauen, nicht nur mit Leuten, die uns helfen, sondern auch mit solchen, die uns schädigen. Wir sollten versuchen, nicht Hass mit Hass zu vergelten. In Augenblicken mit starken Gefühlen von Rache und Ärger ist es gut, inne­zuhalten und nach einer anderen Art von Gerechtigkeit zu suchen.

Dr. Irene Bouzo (aus Templer Talk August 2019, gekürzt und überarbeitet)

Der Brückenschlag von Goethes West-östlichem Divan

Europas kulturelles Verhältnis zum Nahen Osten

Waren es in der Vergangenheit überwiegend machtpolitische Auseinandersetzungen, die das Verhältnis der Europäer zu den Orientalen prägten, so hat es im 19. Jahrhundert aber auch eine nicht zu unterschätzende kulturelle Verbindung zwischen dem Westen und dem Osten gegeben. Ich möchte als ein heute weniger bekanntes, aber damals viel beachtetes Beispiel Goethes Meisterwerk des »West-östlichen Divans« anführen, das in einem ersten Druck vor jetzt genau 200 Jahren, im August 1819, bei der Cottaischen Buchhandlung in Stuttgart er­schienen war.

Es handelt sich bei diesem Divan um eine umfangreiche Gedichtesammlung (von 13 Bü­chern und Abschnitten), in der Goethe die kulturellen Einsichten und Erfahrungen des persi­schen Dichters Hafis Titelseite der Erstausgabe von 1819,
 Aufnahme: H.-P. Haack (Quelle: Wikimedia)(Anhänger eines Sufi-Ordens, lebte 1315-1390 in Schiras) aufgreift und in einer Art Gedankenaustausch in deutscher Sprache erwi­dert, gemäß seiner im Divan enthaltenen Zeilen:

Gottes ist der Orient!

Gottes ist der Occident!

Nord- und südliches Gelände

Ruht im Frieden seiner Hände.

Dieses Brückenschlagen zwischen Ost und West, sagt Elisa Rheinheimer-Chabbi in einem Fachbei­trag in der Zeitschrift »Publik-Forum« (Nr. 15/2019), sei charakteristisch für den West-östlichen Divan. Bei der Ankündigung seiner Dichtung habe Goethe damals den Verdacht nicht abgelehnt, dass er selbst »ein Muselmann« sei. Der Dichterfürst habe die Frage zu seiner eigenen religiösen Zugehörigkeit aber nie eindeutig beantwortet. Er habe viel Literatur über den Islam, den Orient und die vorislamischen Mystiker verschlungen, auch einige Koranverse gelesen und ein wenig Arabisch gelernt, in seinen Worten:

Wer sich selbst und andre kennt

Wird auch hier erkennen

Orient und Occident

sind nicht mehr zu trennen.

Es ging ihm um eine tiefe Spiritualität, die er im Islam vorfand. »Was ihn am Islam so anzog«, schreibt Elisa Rheinheimer-Chabbi, »war vor allem der Glaube an ein von Gott vorherbestimm­tes Schicksal.« Auch sagte ihm der strenge Monotheismus des Islam eher zu als der christ­liche Trinitätsglaube. Hierin sehen wir Templer uns glaubensmäßig in Übereinstimmung mit ihm, wenn wir in seinem West-östlichen Divan die Verse lesen:

Jesus fühlte rein und dachte

Nur den Einen Gott im Stillen;

Wer ihn selbst zum Gotte machte

Kränkte seinen heil’gen Willen.

Und so muß das Rechte scheinen

Was auch Mahomet gelungen;

Nur durch den Begriff des Einen

Hat er alle Welt bezwungen.

Steht doch auch auf dem Titelblatt jedes Monatsheftes unserer »Warte«-Zeitschrift das Motto: »Für uns ist wichtig, was Jesus lebte und selber lehrte, nicht, was über ihn gelehrt wird.«

Und noch etwas verbindet uns mit dem Denken Johann Wolfgang von Goethes. Occident und OrientAnfang des Jahres 1875, 56 Jahre nach dem Erscheinen des West-östlichen Di­vans, gab unser Tempelgründer Christoph Hoffmann in Jaffa sein Spätwerk »Orient und Occident« heraus, das vermutlich am meisten gelesene Buch über Hoffmanns Vorstellung der Verbindung der west­lichen Welt mit der der des Ostens. Und auch dieses Werk wurde in Stuttgart verlegt.

Ich gestehe - vielleicht haben es andere Freunde ebenso getan - , dass ich dieses Buch die ganze Zeit nur als eine Ausführung über die Auswanderungsbewegung der Templer und ihren Siedlungsver­lauf betrachtet habe, ohne mich mit der Bedeutung des Zweiten Teils des Inhalts auseinanderzusetzen. Dabei war das Thema dieses Zweiten Teils schon im Untertitel des Buches enthalten: »Eine kultur­geschichtliche Betrachtung«. Es war ein anspruchsvolles Ziel, das Hoffmann hier umtrieb. »Es handelt sich nicht darum, welches Volk oder welche Regierung die Herrschaft im Orient behalten oder bekommen soll«, heißt es in seinem Vorwort, »sondern wie diese weiten Länder und ihre Bewohner gehoben, erneuert und veredelt werden sollen.« Es sei im Grunde keine politische, sondern eine religiöse und soziale Frage.

Er nennt als erstes Ziel: »an der Heilung der Übel des Orients mitzuwirken«. Und es gelte »unter den im Abendland gärenden und kämpfenden Stoffen diejenigen herauszufinden, die für den Orient heilkräftig wirken können.« Zweitens solle untersucht werden, was das damals schon begonnene Siedlungsunternehmen des Tempels für den Orient und seine Zustände bedeutet und was aus diesem Unternehmen und seinen Wirkungen auf den Orient als Rück­wirkung auf das Abendland erhofft werden kann.

Es ist heute - 70 Jahre nach Scheitern und Auflösung des Siedlungsunternehmens - von anerkannten Historikern des Nahen Ostens die Heilkraft der Tätigkeit von uns Deutschen im Orient mehrfach attestiert worden. Was angesichts der geringen Zahl der im Orient wirkenden Kräfte über eine Rückwirkung auf das Abendland ausgesagt werden kann, bleibe dahinge­stellt.

Was jedoch mit Sicherheit als eine äußerst positive Nachwirkung von Goethes West-östli­chem Divan klar aufgezeigt werden kann, ist das 1999 von Daniel Barenboim, Edward Said und Bernd Kauffmann gegründete West-östliche Divan Orchester, das aus arabischen und israelischen Musikern besteht und sich seither für friedliche Lösungen im Nahostkonflikt ein­setzt.

Außerdem ist Johann Wolfgang von Goethes West-östlicher Divan in neuerer Zeit als Dicht­kunst zu einem Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes geworden.

Aber wie sieht es mit weiteren kulturellen Brückenschlägen aus zwischen Occident und Orient? Wird es solche angesichts neuerlich eingetretener Machtkonflikte wohl noch geben?

Peter Lange

Staat und Religion (Teil 5)

vom Kulturkampf zum Kirchenkampf

Durch die Säkularisation, das Aufkommen des Liberalismus und der sozialistischen Bewegung entwickelte sich im 19. Jahrhundert ein neues Staatsverständnis, das jegliche konfessionelle Bindung des Staates ausschloss. Der universelle Regelungsanspruch des Staates kollidierte jedoch mit dem weltweiten Gestaltungsanspruch der katholischen Kirche, was dann - nicht nur in Deutschland - zum sog. Kulturkampf führte, dem Konflikt zwischen dem Königreich Preußen bzw. (ab 1871) dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. (1846-1878). Die protestantischen Kirchen waren nur indirekt betroffen. Der Katholizismus stand besonders im Mittelpunkt, weil eine betont konser­vative Strömung, der Ultramontanismus, eine Einheit von Staat und Kirche unter kirchlichem Primat erreichen wollte. Angesichts des verbreiteten Liberalismus machte sich Papst Pius IX. diese (auch innerhalb der Kirche umstrittene) Auffassung zu Eigen und veröffentlichte 1864 eine Liste von 80 »Irrtümern« der Moderne in Politik, Kultur und Wissenschaft. So wandte er sich gegen Religions- und Redefreiheit und verurteilte die Trennung von Staat und Kirche; den Sozialismus bezeichnete er als Irrlehre.

1870 spitzte sich der Konflikt zu, als der Papst sich beim Ersten Vatikanischen Konzil für unfehlbar in »Religion und Sitten« erklärte sowie die unmittelbare bischöfliche Disziplinarge­walt über die Gesamtkirche beanspruchte. Das Unfehlbarkeitsdogma führte zur Abspaltung der Altkatholischen Kirche. Reichskanzler Otto von Bismarck wertete den Versuch, die päpst­liche Autorität zu festigen, als Angriff auf den gerade entstehenden deutschen Nationalstaat und dessen Souveränität. Da das Deutsche Reich - trotz einer preußisch-protestantischen Domi­nanz - nun auch Gebiete mit katholischer Bevölkerungsmehrheit umfasste, sah Bismarck die Gefahr einer politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme des Vatikans auf die katholische Bevölkerung, zumal fast zeitgleich die oppositionelle (katholische) Zentrumspartei erstarkte. Der Streit eskalierte vollends, als die Kurie verlangte, Kirchenkritiker aus dem Schul- und Universitätsdienst zu entfernen. Bismarck reagierte ab 1871 mit - teilweise nur in Preußen, teilweise im ganzen Reich geltenden - drastischen Maßnahmen: Der neu in das Strafgesetz­buch eingefügte »Kanzelparagraph« bedrohte Geistliche mit Haftstrafe, wenn sie ihr Amt für politische Äußerungen missbrauchten. 1872 ging die alleinige Schulaufsicht (auch kirchlicher Schulen) auf den Staat über; ferner wurde der Jesuitenorden verboten. 1873 wurden eine staatliche Abschlussprüfung für Geistliche und ein Einspruchsrecht des Staates bei der Vergabe geistlicher Ämter eingeführt. 1874 wurden zunächst in Preußen, ein Jahr später im ganzen Reich, die obligatorische Zivilehe und standesamtliche Register eingeführt. 1875 wurden alle Orden und ordensähnlichen Gemeinschaften verboten. Außerdem wurden in Preußen alle staatlichen Zuwendungen an die katholische Kirche eingestellt. Auf dem Höhe­punkt des Konflikts kam es 1872 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan. Insgesamt wurden über 1000 Pfarrer und mehrere Bischöfe inhaftiert; zahlreiche Geistliche wurden ihres Amtes enthoben. In manchen Bistümern war mehr als ein Viertel der Pfarrstellen verwaist.

Bismarck erreichte mit dem harten Kurs jedoch wenig; insbesondere wurde die Zentrums­partei eher noch gestärkt. Auch vielen Protestanten ging die Verfolgung zu weit. Die Liberalen wiederum sahen die Grundrechte gefährdet; ihre Stimmen im Reichstag benötigte Bismarck jedoch für die geplanten Sozialistengesetze. Als Pius IX. im Februar 1878 starb und Leo XIII. sein Nachfolger wurde, begannen direkte diplomatische Verhandlungen mit der Kurie, die zur Entschärfung der harten Gesetze und 1882 zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Vatikan führten. Karikatur von Wilhelm Scholz in der Zeitschrift Kladderadatsch von 1878: Papst Leo XIII. und Reichskanzler Bismarck fordern sich gegenseitig als Zeichen der Unterwerfung zum Fußkuss auf. Quelle: Wikimedia Commons1886/87 endete der Kulturkampf. Der umstrittene »Kanzelparagraph« wurde allerdings erst 1953 durch den Deutschen Bundestag aufgehoben. Der Streit zeigte indessen, wie wenig belastbar die Freiheits- und Gleichheits­rechte waren, die zuvor in den nach 1848 von oben »oktro­yierten« Verfassungen geschaffen worden waren. Für den deut­schen Katholizismus bedeutete er ein bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nachwirkendes Trauma.

Anzumerken ist, dass die Preußische Verfassungsakte von 1850 ungeachtet der in Art. 12 gewährleisteten Religionsfreiheit in Art. 14 eine gewisse christliche Fundierung enthielt (»Die christliche Religion wird bei denjenigen Einrichtungen des Staats, welche mit der Religionsübung im Zusammenhange ste­hen, unbeschadet der im Art. 12 gewährleisteten Religionsfrei­heit zum Grunde gelegt.«). Insofern sah die Preußische Verfas­sung keine strenge Trennung von Staat und Kirche vor und be­zog damit eine Gegenposition zur Paulskirchenverfassung. Da­hinter stand die nicht ganz unbegründete Sorge, dass ohne eine solche Bestimmung die Sonn­tagsruhe, die christlichen Feiertage oder die christliche Militärseelsorge wegen der ansonsten gewährleisteten Religionsfreiheit nicht durchgesetzt werden könnten. Außerdem blieb es bei der theistischen Eidesformel in der Zivil- und Strafprozessordnung von 1877, die auch für diejenigen obligatorisch war, die die Anrufung Gottes als Gewissenszwang empfanden. Des Weiteren erstreckte sich die Schulpflicht auch auf den Religionsunterricht; weder hatten die Eltern einen Anspruch auf Befreiung ihrer Kinder noch hatten die Lehrer das Recht, die Ertei­lung religiösen Unterrichts abzulehnen.

1919 kam es mit der Gründung der Weimarer Republik und dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung (WRV), die (zum Teil wortwörtlich) an das liberale Programm der Paulskir­chenverfassung anknüpfte, zu einer weitreichenden Zäsur: Das landesherrliche Kirchenregi­ment fand ein Ende, so auch im Königreich Württemberg und im Großherzogtum Baden. Erst­mals wurden verfassungsrechtlich für ganz Deutschland die individuelle und korporative Reli­gionsfreiheit garantiert und Diskriminierungen aus Gründen der Religion oder Weltanschauung verboten. Nach intensiven Diskussionen wurde aber weder ein Staatskirchentum (wie in einigen skandinavischen Ländern und England) noch der strenge Laizismus französischer Prägung favorisiert. Als Kompromiss entstand die heute noch gültige »Verschränkung« der Interessen von Kirche und Staat. Punktuell blieben Kooperationen möglich, etwa bei theolo­gischen Fakultäten und dem konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Auch die öffentlich-rechtliche Rechtsform für Religionsgemeinschaften blieb erhalten und war fortan allen Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften zugänglich. Man wollte so die Mitglie­derbesteuerung als effiziente Finanzierungsform erhalten und die kulturelle Bedeutung des Religiösen unterstreichen. Gewisse überkommene Verknüpfungen zwischen (christlichem) Glauben und staatlicher Rechtsordnung wurden dagegen konsequent abgebaut: Eides­leistungen konnten nun ohne den Zusatz »so wahr mir Gott helfe« erbracht werden. Auch war der Religionsunterricht nicht mehr obligatorisch; Lehrer konnten ihn ebenfalls jederzeit ableh­nen.

In der Zeit des Nationalsozialismus war auch das Verhältnis zwischen dem Staat und den Kirchen besonderen Spannungen ausgesetzt. Einerseits hatte das NS-Regime den Ehrgeiz, alle Bereiche des öffentlichen wie des privaten Lebens - somit auch das Feld der Religion - mit nationalsozialistischer Ideologie zu durchdringen; die beiden großen christlichen Kirchen sahen sich daher ab 1933 vielfältigen Versuchen der Gleichschaltung ausgesetzt. Andererseits war den Machthabern bewusst, dass das NS-Regime nicht gegen den massiven Widerstand der Kirchen zu etablieren war; 1933 gehörten immerhin 62,7 Prozent der Deutschen der protestantischen und 32,5 Prozent der katholischen Kirche an. Die Bischöfe der Katholischen Kirche hatten schon vor der Machtergreifung Hitlers die Mitgliedschaft in der NSDAP als »unvereinbar mit dem christlichen Glauben« bezeichnet. Nach der Machtübernahme äußerte sich Hitler jedoch mehrfach kirchenfreundlich und bezeichnete in seiner Regierungserklärung vom 23. März 1933 die beiden großen christlichen Kirchen als »wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums.« Er werde die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlosse­nen Verträge respektieren; ihre Rechte sollten nicht angetastet werden. Die katholischen Bischöfe nahmen diese Zusagen zum Anlass, ihre bisherigen Warnungen vor der NSDAP zurückzunehmen. Am 8. Juni 1933 legten sie zudem in einem Hirtenbrief ein weitgehendes Bekenntnis zum neuen Staat ab. Am 20. Juli 1933 schloss die Kurie überraschend das (zuvor jahrelang vergeblich verhandelte, heute noch gültige) Reichskonkordat ab, das für Hitler einen großen außenpolitischen Prestigegewinn darstellte und der katholischen Kirche immerhin eini­ge Garantien für die Religionsausübung sicherte. Im Gegenzug verpflichtete sich der Vatikan zur politischen Neutralität; die Auflösung der Zentrumspartei und der christlichen Gewerkschaf­ten erfolgten weithin ohne Gegenwehr. Bereits im Herbst 1933 stellten die Bischöfe aber fest, dass das Regime das Konkordat fortlaufend brach. Ab 1935 wurden in inszenierten Gerichts­verfahren zahlreiche katholische Geistliche angeklagt; Proteste der Bischöfe fruchteten nichts.

Daraufhin erschien 1937 die in allen Kirchen verlesene päpstliche Enzyklika »Mit bren­nender Sorge«, in der Papst Pius XI. die Konkordatsbrüche anklagte und Rassismus und Christentum als miteinander unvereinbar erklärte. Zahlreiche Verhaftungen von Priestern folgten. Papst Pius XII.,
 Aufnahme von 1939,
 Quelle: Wikimedia CommonsÖffentlich wandten sich prominente katholische Bi­schöfe insbesondere gegen das Euthanasieprogramm des NS-Regimes; eine entschiedene öffentliche Opposition gegen die ab 1938 zunehmende Judenverfolgung und den Holo­caust war jedoch nicht zu erkennen. Bis auf wenige Ausnah­men spielte sich der Widerstand eher im Verborgenen ab. Auf diplomatische Kanäle setzte auch der im März 1939 ins Amt gewählte Papst Pius XII., der als päpstlicher Gesandter in Deutschland in den 1920er Jahren das Reichskonkordat mit initiiert hatte und wohl deshalb unbedingt an ihm festhalten wollte. Historiker kritisieren bis heute den geringen Wider­stand der katholischen Kirche gegen Judenverfolgung und -vernichtung.

Die Evangelische Kirche war in Deutschland in 28 Landes­kirchen zersplittert, die die nationalsozialistische Machtergrei­fung überwiegend positiv aufnahmen. 1932 entstand vor al­lem aus NSDAP-Anhängern die »Glaubensbewegung Deut­sche Christen« (DC). Im Zusammenhang mit dem »Arierparagraph«, der ab April 1933 nicht­arische Beamte, Universitätsprofessoren und auch Pastoren mit Entlassung bedrohte, kam es zum sog. Kirchenkampf, in den z.B. Dietrich Bonhoeffer mit seinem Aufsatz »Die Kirche vor der Judenfrage« (veröffentlicht im Juni 1933) eingriff.

Nach massiver Propaganda gewannen die Deutschen Christen am 23. Juli 1933 die Kir­chenwahlen in der neugeschaffenen Reichskirche und stellten die meisten Bischöfe. Im Sep­tember 1933 wählten die Kirchenleitungen den von Hitler unterstützten Wehrkreispfarrer Ludwig Müller zum Reichsbischof. Bereits am 5. September 1933 hatte die größte Landes­kirche, die Altpreußische Union, den »Arierparagraphen« auch für protestantische Geistliche eingeführt. Die »Deutschen Christen« forderten nun seine Einführung in der gesamten Reichskirche und verwarfen gleichzeitig das Alte Testament als »jüdisch«. Gegen diese Anschauungen richtete sich der Widerstand vieler Kirchenmitglieder. Mit der Gründung des Pfarrernotbundes unter Martin Niemöller im September 1933 und der »Bekennenden Kirche« im Mai 1934 formierte sich aber dagegen zunehmender Widerstand. Die Bekennende Kirche berief sich auf ein »kirchliches Notrecht« und kündigte Reichsbischof Müller offen die Gefolgschaft auf. Der Versuch der Gleichschaltung der Reichskirche war gescheitert.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs strebte das NS-Regime einen »Burgfrieden« mit den Kirchen an. Nach dem Kriegsende bekannten beide Kirchen ihr Versagen im »Dritten Reich«, die neuformierte Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im »Stuttgarter Schuldbekennt­nis« vom 19. Oktober 1945. (Fortsetzung folgt)

Jörg Klingbeil

Israels Gesellschaft ein neues Gesicht geben

Absolventen der Salvator-Schule in Nazareth zeigen Gestaltungswillen und Gemein­schaftssinn

Nazareth, 4.7.2019 - Auch in diesem Jahr zählt der Abitur-Jahrgang der Salvator-Schule in Nazareth wieder zu den besten des Landes. Für arabische Israelis ist dies eine besondere Auszeichnung, weil ihr Weg zu einer guten Ausbildung oftmals steiniger ist und vom Staat Israel weniger gefördert wird. Darum hat sich die christliche Salvator-Schule schon seit einigen Jahren auf die zentralen Leistungsbereiche der israelischen Wirtschaft spezialisiert. Wer hier gelernt hat, gehört zu den besten Hightech-Studierenden an Israels Universitäten. Was Schulleiter Awni Batish besonders freut: Die jungen Frauen und Männer sehen ihre Ausbildung nicht vorrangig als persönliche Karriere-Chance, sondern sie stellen sich in den Dienst ihrer Gesellschaft, die sie positiv verändern möchten.

Die Freude der 89 Absolventen ist groß, als Schulleiter Awni Batish die diesjährigen Ab­schlusszeugnisse überreicht. Die meisten von ihnen haben inklusive Kindergarten 14 Jahre auf der Salvator-Schule verbracht. »In dieser Zeit machen wir die Kinder stark. Wir möchten ihnen zeigen, dass sie alles erreichen können, und dass sie dies als Gemeinschaft schaffen, in der jeder mit seiner Identität seinen Platz hat«, erklärt Schwester Klara Berchtold von den Salvatorianerinnen im Heiligen Land. Die Ordensgemeinschaft ist Trägerin der Schule und mit vier Schwestern vor Ort im Einsatz. Um die Schule instand zu halten und sozial schwache Familien beim Schulgeld zu entlasten, wird die Arbeit von den Salvatorianerinnen weltweit sowie der Salvator-Stiftung unterstützt.

Auszeichnung für junge Forscher

In diesem Jahr stechen zwei Leistungen besonders hervor. Ein Schüler hat parallel zu seiner Schulzeit bereits an der Universität zu Behandlungsmöglichkeiten von Multipler Sklerose geforscht. Aufgrund seiner Leistungen hat ihn die Universität ausgewählt, um im Sommer mit jungen Forschern in Europa zusammenzuarbeiten. Danach beginnt er sein reguläres Studium in Israel. Auch zwei Schülerinnen zieht es in die Medizin. Sie haben als Abschlussprojekt eine medizinische Flug-Drohne gebaut. Die Drohne bringt Medikamente zu Menschen in abgelege­nen Regionen, die mit dem Auto nur schwer zu erreichen sind. Ihre Drohne kann auch einge­setzt werden, um im Notfall Menschen im offenen Gelände schnell zu lokalisieren und Helfer zu lenken.

Baustein für eine neue Gesellschaft

Die jungen Frauen und Männer der Salvator-Schule sehen sich als Baustein einer neuen Gesellschaft. Sie wollen durch ihre Leistung in Wissenschaft, Wirtschaft und Sozialwesen für alle Menschen in Israel eine bessere Zukunft gestalten. Arabische Israelis fühlen sich in Israel häufig als Bürger zweiter Klasse, weil sie von vielen staatlichen Leistungen ausgeschlossen sind und ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt außerhalb der arabischen Städte oft ver­schlossen ist. »Unsere Schüler verändern das Gesicht dieses Landes über ihre Leistung, die sie in den Dienst der Gesellschaft stellen. Das freut uns alle, die für diese Schule kämpfen«, sagt Direktor Awni Batish. Denn leicht ist es für die Verantwortlichen nicht, eine solche Ausbildung für arabische Israelis dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Ursula Schulten

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