Rund 30 Zuhörer erlebten am letzten Samstagabend im September in unserem Gemeindehaus ein Klavierkonzert ganz besonderer Art, eine fein austarierte Mischung aus esoterisch angehauchten Texten des italienischen Schriftstellers Stefano Elio d"Anna (»Die Schule für Götter«) - teilweise akustisch verfremdet, gefühlvoll eingespielt und als Text zusätzlich an die Leinwand projiziert von John Palmer (Komponist und Professor an der Musikhochschule Stuttgart) - und vor allem aus sorgfältig ausgewählten Klavierstücken, engagiert vorgetragen von seiner Ehefrau, der Konzertpianistin Heloise Palmer.
Es war das vorletzte Konzert in der Reihe »Gespinstegarten«, die am 19. Februar 2014 mit einer Aufführung in Halle/Saale ihren Abschluss finden soll. Unter dem Begriff »Sinn-Reich« waren die Konzerte in Ton, Wort und Bild jeweils einer besonderen Weltgegend bzw. einem Zeitalter gewidmet. Die Palette der im Gemeindehaus dargebotenen Kompositionen reichte von der Arie auf italienische Art von Johann Sebastian Bach (BWV 989) über kleine Kabinettstücke von Joseph Haydn, Robert Schumann, Johannes Brahms und Richard Wagner bis hin zu weniger bekannten Werken von Zoltán Kodály und Hans Werner Henze. Auch der Ehemann der Künstlerin, John Palmer, kam mit seinem Chant 3 von 1989 zu Gehör. Das kurze Stück von Frank Zappa zu Beginn ging dagegen im Feuerwerk der akustischen Eindrücke fast unter. Besonders angetan war ich von der unerwartet schönen und gefühlvollen Sonate As-Dur von Richard Wagner (WWV 85), verband ich mit Wagner bislang doch eher die bekannt wuchtigen Operndramen. Ich gebe zu, dass ich mir vorher wenig unter Muïesis, dem Schlüsselwort für den künstlerischem Anspruch von Heloise Palmer, vorstellen konnte. Hinterher konnte ich die ungewohnte Mischung aus verschiedenen Sinneseindrücken besser nachvollziehen. Es war auf jeden Fall ein herausfordernder und bereichernder Abend, an den die Zuhörer sicher noch lange zurückdenken werden, zumal sie die Möglichkeit hatten, ihre Eindrücke niederzuschreiben und in einen kunstvoll drapierten Kokon auf dem Sideboard im Gemeindesaal hineinzulegen; Heloise Palmer will aus diesen im Verlauf der Konzertreihe dokumentierten Empfindungen ihrer Zuhörer Anregungen für die Gestaltung des Abschlusskonzerts gewinnen. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst und kann sich allenfalls mit weiteren Informationen auf den Internetseiten der Künstlerin ( www.heloise-palmer.com oder www.muiesis.com) trösten. Unser besonderer Dank gilt Heloise und John Palmer für einen unvergesslichen Kunstgenuss, aber auch Reiner Kesternich, der uns die beiden Künstler vermittelt und damit einen schönen Abend ermöglicht hat.