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Gedanken zur Passionszeit - Karin Klingbeil
Von der Unbeschreibbarkeit des Horizonts - Peter Lange
»Himmel und Erde werden vergehen ... - Wolfgang Blaich
Nachhaltigkeit - der neue Name für die globale Zukunft - Veit Schäfer
BasisBibel - eine Bibel für das 21. Jahrhundert - Jörg Klingbeil
Initiativen für eine bessere Welt - Hannelore Oetinger
Seit Aschermittwoch am 17. Februar befinden wir uns in der Fasten- und Passionszeit, die in diesem Jahr den gesamten März über dauert. Da in der Tempelgesellschaft die damit zusammenhängenden Bräuche nicht üblich sind und sie auch unter Katholiken und Protestanten variieren, möchte ich zuerst darauf eingehen.
Da Ostern das zentrale christliche Fest ist, sind die Bräuche schon sehr alt. Bereits im 2. Jahrhundert bereiteten sich die Christen durch ein zweitägiges vollkommenes Fasten auf Ostern vor; im 3. Jahrhundert wurde es auf die Karwoche ausgedehnt und ab dem 4. Jahrhundert ist die symbolische Dauer einer 40-tägigen Fastenzeit bereits fest eingeführt. Die 40 ist eine mythologische Symbolzahl und steht für Prüfung, Bewährung, Initiation und für den Tod - und repräsentierte als verzehnfachte Vier zudem Vollkommenheit. So verstehen sich die Ereignisse, denen in der Bibel eine Dauer von 40 Tagen/Jahren beigemessen wird: Jesu 40-tägiges Fasten in der Wüste, die Sintflut dauerte 40 Tage, das Volk Israel zog 40 Jahre durch die Wüste, 40 Tage verbrachte Mose auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes und auch die Frist, die der Prophet Jona der Stadt Ninive zum Fasten und Büßen verkündete, betrug 40 Tage.
Damit man bei der Berechnung der Fastenzeit auf die 40 Tage kommt, bleiben die Sonntage ausgespart, dafür zählen Karfreitag und -samstag noch dazu. Im Gegensatz zur evangelischen Kirche umfasst die Passionszeit in der katholischen die zwei Wochen vom Passionssonntag (5. Sonntag der Fastenzeit) bis Karsamstag. Bis heute werden hier ab diesem Sonntag Kruzifixe und Kreuze verhüllt, Triptychen und Flügelaltäre zugeklappt. In der evangelischen Kirche wurde dieser Brauch zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben; nur in Bayern und Sachsen gibt es noch einzelne Gemeinden, die daran festhalten. Wir erlebten diese Verhüllung des gesamten Altarraums einmal im Jerusalemer Templersaal, als wir über Ostern in Israel waren und den Saal aufsuchten - dort feiert mittlerweile die armenische Kirche ihre Gottesdienste.
Die Fasten-/Passionszeit beginnt mit dem Aschermittwoch, an dem in der Folge des Ritus der Bestreuung mit Asche den Kirchenbesuchern der katholischen Kirchen als Zeichen der Vergänglichkeit und der Bußfertigkeit ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet wird. Im ersten Jahrtausend gab es die öffentliche Kirchenbuße, die nach strengen Regeln über Sünder verhängt wurde. Im 13. Jahrhundert trat an ihre Stelle die in der katholischen Kirche bis heute bestehende Praxis der geheimen Beichte, als Buße werden Gebet, Fasten, Almosengeben usw. auferlegt.
Auch in der Lutherischen und in der Reformierten Kirche sowie in Freikirchen wurde die öffentliche Kirchenbuße zwar nicht nach den Regeln der römischen Bußlehre, aber doch sehr streng gehandhabt. Sie hatte den Zweck, nach Verfehlungen die göttliche Gerechtigkeit wieder herzustellen, gegebene Ärgernisse auszugleichen und den Sünder gründlich zu bessern. Während der Bußzeit war der Büßende aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und wurde erst nach Ableistung der ihm auferlegten Strafe wieder aufgenommen.
Um der 40 Tage, die Jesus in der Wüste gefastet hatte, zu gedenken, um sich vorzubereiten und um den eigenen Glauben zu reflektieren, sollen/wollen Christen selber fasten. Im Mittelalter erlaubten die Fastenregeln nur eine Mahlzeit am Tag; Fleisch, Milchprodukte, Alkohol und Eier durften nicht gegessen werden. Daher kommt der Brauch, an den Fastnachtstagen davor Backwerk mit Zutaten wie Milch, Eiern, Zucker und Schmalz herzustellen - so wurden diese Vorräte vor der Fastenzeit aufgebraucht. Wir heute haben den Brauch von Schmalzgebackenem beibehalten; manche verzichten tatsächlich auf - bestimmte - Nahrung, eher aber auf Genussmittel wie Alkohol, Zigaretten und Schokolade, aber auch auf die Nutzung von Auto, Fernsehen, Smartphone oder sozialen Medien. Auch die Kirchen bieten jedes Jahr Aktionen »7 Wochen Ohne« an, wobei das ‚Ohne‘ jeweils etwas anderes ist. In diesem Jahr ist das Motto der evangelischen Kirche: »Spielraum - Sieben Wochen ohne Blockaden« und der Geschäftsführer dieser Aktion möchte erkunden, wie er innerhalb von akzeptierten Grenzen großzügig und vertrauensvoll leben kann. 11 Landeskirchen bieten in diesem Jahr außerdem noch »Klimafasten« an, eine weitere Initiative ist »7 Wochen anders leben«. Auch die katholische Kirche propagiert für ihre Gläubigen ‚40 Tage ohne‘ - in diesem Jahr »Mal ehrlich. 7 Wochen ohne Lügen«.
Die Aktionen sollen eine aktive Erinnerung an Jesu 40-tägige Leidenszeit sein - Verurteilung, Verrat und Kreuzigung - und der Kontemplation dienen. Die Passion Jesu ist das Thema der Evangelien; sie erzählen vom Leben und Wirken Jesu im Blick auf dieses Ereignis hin.
Jesus war nach Jerusalem gekommen; bis dahin hatte er sich immer ohne jede Furcht mit den Oberen angelegt, auch in Jerusalem noch durch die aufsehenerregende Vertreibung der Händler aus dem Tempel als demonstrativen Protest gegen den Opferkult. Doch nun ändert sich sein Verhalten, er wirkt bei allem Geschehen sehr passiv: bei der Festnahme, dem Verhör durch Pilatus und er wehrt sich nicht, leidet still: bei der Verhöhnung durch die Soldaten, dem Gang nach Golgatha, als er ans Kreuz geschlagen wird. Das steigert beim Leser der Geschichte noch das Gefühl, dass Jesus völlig unschuldig dieser Behandlung ausgesetzt wird - ebenso dadurch, dass alle anderen Beteiligten versagen und Schuld auf sich laden.
Es beginnt mit Judas, der den Häschern für 30 Silberlinge den Aufenthaltsort Jesu verrät. Er bekommt zwar ein schlechtes Gewissen, will das Geld zurückgeben, was ihm nicht gelingt - und er erhängt sich am Ende. Dann bei der Szene im Garten Gethsemane, als Jesus seine Jünger bittet zu wachen, während er betet - und alle einschlafen. Dann Petrus, der noch am Abend zuvor großspurig behauptet hatte, er werde mit Jesus in Gefangenschaft und Tod gehen, und zwar sein Schwert zieht, als Jesus aufgegriffen wird, dann aber dreimal aus Angst seine Beziehung zu Jesus verleugnet. Auch er leidet bitter unter seinem Verrat an Jesus, bereut seine Schwäche zutiefst und weint vor Scham. Auch Pilatus, der sogar sagt, dass er keine Schuld an Jesus finden kann, und der die Verurteilung hätte verhindern können, entzieht sich der Verantwortung, schickt Jesus zunächst zu Herodes und überlässt die Entscheidung über Jesu Schicksal schließlich dem aufgewiegelten Volk. Dessen Entscheidung war klar und damit konnte Pilatus ‚seine Hände in Unschuld waschen‘ - der Aufrührer war aus dem Weg geräumt und die Hohepriester zufriedengestellt. Er ließ sich auch nicht von der Aufforderung seiner Frau beeinflussen, die von Jesus geträumt hatte. Und schließlich ‚das Volk‘ - viele, die die Monate vorher Jesus zugehört hatten, jetzt aber, vom Hohen Rat aufgewiegelt, sich in eine wahre Hysterie schrien: kreuzige ihn!
Nur von einem Außenstehenden wird berichtet, dass er Jesus als besonderen Menschen erkannte, allerdings zu spät, nämlich, als er gestorben war: der Hauptmann der Soldaten, die Jesus nach Golgatha geführt hatten.
Die Deutung von Jesu Tod am Kreuz als stellvertretender Sühnetod für unsere Sünden und um Gott mit der Menschheit zu versöhnen, mag für die Jünger und die übrige Gefolgschaft Jesu zur damaligen Zeit eine Erklärung für das unfassbare Geschehen von Jesu Tod am Kreuz gewesen sein. Für uns heute ist sie aber schwerlich befreiend oder heilend, sondern wir können diese Erklärung nicht mehr nachvollziehen und lehnen sie ab. Es ist aber nach wie vor die offizielle Lehrmeinung der Kirchen, auch wenn zunehmend Christen anders denken mögen.
Aus verschiedenen Gründen ist sie auch nicht unsere Auffassung: das Heil, das Jesus gebracht hat, rührt nicht von seinem Sterben her, sondern von seinem Leben, seinem Mitleid für die Schwachen, Ausgegrenzten und von seinem Verständnis der Schrift. Mit diesem Leben wollte er das anbrechende Reich Gottes verkündigen, im Vertrauen auf die Nähe Gottes und im Zusammenhang damit eine heile Welt ohne Krankheit, Tod, Hunger, Elend, ohne Leid und ohne Schuld. Das alles sollte nicht dadurch geschehen, dass er zur Sühne für unsere Sünden starb - zu dem Gott, den Jesus ‚Vater‘ nannte, passt eine solche Bedingung für seine Vergebung nicht; er vergibt aus Liebe und Barmherzigkeit. Das demonstriert Jesus durch seinen Umgang mit ‚Zöllnern und Sündern‘, durch die Art, wie er selber Sündenvergebung zusprach, und aus sämtlichen Gleichnissen, die von Vergebung handeln. Was zu Jesu Verhaftung und Hinrichtung führte, war der Konflikt mit den konservativen, gesetzestreuen Vertretern von Theologie und Frömmigkeit, denen sein Verhalten, seine Botschaft und sein Gottesbild zuwiderlief. Auch hat sich Jesus nicht hingegeben, sondern er starb durch Verrat und Gewalt.
Was außerdem gegen die Interpretation als Sühnetod spricht, ist die Tatsache, dass Jesu letzte heftige Aktion, die sogenannte Tempelreinigung, eben ein Protest gegen den Opferkult war - und dass die für den Sühnekult notwendigen Elemente fehlten: Priester, Altar, rituelle Behandlung des Blutes und das beabsichtigte Töten als Opfer.
Dagegen können wir die Passionsgeschichte viel eher als eine Geschichte menschlichen Versagens lesen - und ihrer Auswirkungen. Einerseits sehen wir unzählige Parallelen von ähnlichen Abläufen in der Weltgeschichte: in Diktaturen wird verraten, denunziert, gefoltert. Durch Propaganda in den Medien ließen und lassen sich viele anstecken und zu unmenschlichen Handlungen hinreißen. Und wahrscheinlich kennen wir selber Situationen, in denen Meinungen im Raum standen, wir unsere aber lieber nicht geäußert haben, weil sie entgegengesetzt war. So stellt sich in der Passionsgeschichte ebenso wie in unserem Leben die Frage nach dem Umgang mit der eigenen Schuld und der nach der Vergebung Gottes.
Dass wir als Menschen uns durch unsere bloße Existenz schuldig machen, hat nichts mit der Frage zu tun, ob die Natur des Menschen gut oder böse ist - auf diese Frage antworten Philosophen unterschiedlich. Im biblischen Schöpfungsbericht heißt es nach der Erschaffung des Menschen: Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Den sogenannten Sündenfall interpretieren wir als Entwicklung des Menschen zu seiner Fähigkeit, gut und böse unterscheiden zu können - verbunden mit der Freiheit, sich für das Eine oder Andere entscheiden zu können. Aber im Leben treffen wir meistens gar nicht die Entscheidung, indem wir bewusst das Eine gegen das Andere abwägen, sondern oft genug emotional aus einer Situation heraus, aus Angst vor Zurücksetzung oder Strafe, unbedacht oder aus Mangel an Information. Für mich war seinerzeit die Erkenntnis, wie sehr wir hier durch unseren Lebensstil auf Kosten der ärmeren Länder gelebt haben und nach wie vor leben - ohne einen besonders ausschweifenden Lebenswandel zu führen - , niederschmetternd. Wie sehr wir die Klimakrise mitbewirkt haben ... Wir laden Schuld am Leiden anderer auf uns, nur durch unsere Existenz. In diesem Zusammenhang ist eine neuere Fragestellung interessant, die der Anthropodizee. Angelehnt an den Begriff der Theodizee, der Rechtfertigung Gottes, die die Frage nach Gottes Handlungen und Unterlassungen angesichts des Leidens in der Welt aufwirft, wird in der Anthropodizee, der Rechtfertigung des Menschen, danach gefragt, wie der Mensch die durch ihn verursachten Leiden auf der Welt rechtfertigen könne. Die extremste Antwort darauf ist der Anti-Natalismus, nämlich auf Kinder zu verzichten, weil man nur so deren Leid und das ihrer Nachkommen verhindern kann.
Aber wir leben - und uns stellt sich die Frage, wie wir mit unserer Schuld umgehen. Was unseren Umgang mit unseren Mitmenschen angeht, so bleibt Achtsamkeit und Umsicht und, wenn wir bemerken, dass wir Schuld an einer Verstimmung oder einer Verletzung haben, das Eingeständnis und die Bitte um Verzeihung. Das hört sich leicht an, fällt vielen aber unendlich schwer, schon wenn es um Alltägliches geht. Wie viel schwerer drückt die Schuld, wenn wir z.B. einen schweren Unfall verschuldet haben - und jeder, der ein Lenkrad in die Hand nimmt, weiß, wozu ein Moment der Unachtsamkeit führen kann. Wir alle kennen Situationen, die negativ ausgegangen sind und uns dann Gedanken wie ‚hätte ich doch ...‘ oder ‚wäre ich nur ...‘ nicht mehr loslassen.
Wenn wir uns vor Gott schuldig fühlen, weist uns das Vaterunser einen wichtigen Weg, wenn wir beten: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Nur wenn auch wir selber dazu bereit sind, Menschen, die an uns schuldig geworden sind, zu vergeben, dürfen wir unsererseits auf Vergebung hoffen. So versetzen wir uns in das Fühlen und Denken anderer Menschen hinein und verhalten uns ihnen gegenüber so, wie auch wir gern behandelt werden wollen. Im Vertrauen auf Jesu Verkündigung kann uns auch helfen, dass wir uns immer von Gott angenommen fühlen dürfen - mit allen Fehlern, die wir haben und machen, und dass wir im Er- und Bekennen unserer Schuld immer wieder neu beginnen dürfen. Das hat uns Jesus am schönsten mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn gezeigt, dessen Vater ihn aus Liebe und Barmherzigkeit wieder aufnimmt.
Der Vater mit dem Sohn ist übers Feld gegangen;
sie können, nachtverirrt, die Heimat nicht erlangen.
Nach jedem Felsen blickt der Sohn, nach jedem Baum,
Wegweiser ihm zu sein im weglos dunklen Raum.
Der Vater aber blickt indessen nach den Sternen,
als ob der Erde Weg er woll’ am Himmel lernen.
Die Felsen blieben stumm, die Bäume sagten nichts,
die Sterne deuteten mit einem Streifen Lichts.
Zur Heimat deuten sie. Wohl dem, der traut den Sternen!
Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen.
An dieses inhaltsvolle Gedicht von Friedrich Rückert musste ich denken, als ich an den letzten Abenden von meiner Terrasse aus das wunderbare Sternenzelt über mir gewölbt sah. Da funkelte der Jäger Orion mit seinem Nebelfleck unterhalb seines Gürtels, darunter dann der am hellsten strahlende Sirius im Großen Hund. Nicht weit davon die Zwillinge, Castor und Pollux, und das Siebengestirn der Plejaden. Ich habe die Sternbilder inzwischen bald alle mit ihren mythologischen Namen kennengelernt. Und jedes Mal ist mein Staunen und Wundern über »diese Welt da oben« riesengroß.
Gleichzeitig gehen mir dabei die jüngsten Nachrichten aus der Welt der Wissenschaft durch den Kopf: die neuesten Forschungs-Resultate zum Phänomen der schwer beobachtbaren »Schwarzen Löcher« im Weltall und ihren kosmischen Kräften. Wie weit sind diese Objekte doch von uns entfernt und wie riesig sind ihre Ausdehnungen und Wirkungen! Immer wieder denke ich an den Dichter der Eingangsverse - und auch, wenn sicherlich gemeint ist, dass der Vater sich durch die Sterne orientieren konnte - hatte er einen solchen Himmel wohl schon bei seinem dichterischen Schaffen vor sich gesehen? Vielleicht meinte er mit seinen Worten: » ...als ob der Erde Weg er woll‘ am Himmel lernen« auch noch anderes: was haben denn die unvorstellbar weit von uns entfernten Himmelskörper mit unserer »Erde Weg« zu tun? Geht er etwa auch von einer geheimnisvollen Verbindung der Kräfte des Universums und des menschlichen Lebens aus?
Es ist dies alles mit unserem begrenzten menschlichen Verstand nicht zu begreifen, doch die Wissenschaftler sehen in den Schwarzen Löchern die eigentlichen schöpferischen Orte für alles, was wir an Natur und Leben auf unserer Erde kennen: in ihnen vollzieht sich offenbar die Bildung aller uns bekannten chemischen Elemente, die dann in unvorstellbar großen Auswurf-Fontänen dieser Kraftzentren in den Weltraum hinausgeschleudert werden. In den von uns Menschen beobachtbaren Fixsternen und Planeten haben sich diese Elemente im Lauf der Zeit angesammelt und in eine Gestaltung geformt. Auch wir Menschen sind in dieser Sichtweise aus »Sternenstaub« gebildet worden. Wir sind nichts anderes als eines der Endergebnisse der riesigen Produktionsstätten der Schwarzen Löcher. Ich denke, dass Rückert es mit guter Überlegung so formuliert hat in seinem Gedicht: »Den Weg der Erde kann man nur am Himmel lernen«.
Geht mit der hier dargelegten wissenschaftlichen Aussage auch unser religiöses Denken konform? Hat schöpferisches Wirken in dem so immens weit von uns entfernten Weltall seinen Ausgangspunkt? Ich meine: Nein! Es kann wissenschaftlich zwar in extremer Ferne nachgewiesen werden, doch es ist genauso in und bei uns in nächster Nähe. Wir können die göttlichen Kräfte auch ohne wissenschaftliche Erkundung und Erklärung in und um uns spüren und erleben.
Lösen wir uns doch von dem Gedanken, das Göttliche müsse einen bestimmten Ort des Entdeckens oder Erlebens haben! Wenn es immer und überall auf und in uns einwirkt, haben religiöse Orte für uns im Grund keine wesentliche Bedeutung. In unseren Gedanken und Gefühlen gibt es unbewusst immer Wege, wie wir zu der göttlichen Keimzelle geführt werden können. Doch ein Ziel solcher Wege weicht vor uns immer wieder aus. Vielleicht ist solche Erfahrung am ehesten mit unserem irdischen »Horizont« zu vergleichen, den wir zwar immer in Sichtweite haben, der sich bei unserer Annäherung aber stets weiter von uns entfernt.
Ich kann mich noch ziemlich genau an die Frage an meine Mutter erinnern, was denn hinter dem Horizont verborgen sei, den ich als Kind beim Spielen im Sand des Südstrandes von Jaffa am Ende der Meereswellen erkennen konnte. Erst mit zunehmendem Alter kam dann später die Antwort, dass der Horizont gar kein »Ding« als solches sei, sondern nur eine Linie, die sich ständig verschiebt, je nachdem wie wir uns bewegen, in anderen Worten: die immer in gewissem Abstand mit uns mitgeht. Kann es sich bei den göttlichen Kräften und Energien nicht vielleicht genau so verhalten wie beim Horizont? Sie sind da, aber weichen immer wieder vor uns aus; wir wissen nicht, wie wir sie greifen oder »begreifen« können.
Zusammengefasst: Sowohl der mit Sternen übersäte Nachthimmel wie auch der allseits von uns erkennbare Horizont für unsere Augen sind menschliche Versuche, uns zu einer Erkenntnis des Urgrunds allen Seins zu führen, nach dem zu suchen, was nach Goethes »Faust« »die Welt im Innersten zusammenhält«. Es können dies jedoch immer nur Versuche sein, das Unnennbare zu beschreiben und zu begreifen. Wir wissen zwar, dass solche Versuche vergebens sind, aber wir können es nicht aufgeben, sie immer wieder neu anzustellen.
Nichts ist so schnell gemacht wie Worte, nichts ist so schnell vergessen wie Worte. Unvorstellbar, wie viele Worte an einem einzigen Tag gesagt, geschrieben, gemailt werden. Und dabei ist uns allen klar, dass diese Worte, ob nur gesprochen oder auch geschrieben, irgendwann wieder verschwinden werden.
»Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen,« so werden Jesu Worte an drei Stellen der Evangelien zitiert. Ausgerechnet das Vergänglichste, was es gibt, das erklärt Jesus zum Beständigsten. Seine Worte!
Himmel und Erde sind wie ein Rahmen, in dem wir leben. Unten die Erde, oben der Himmel. Immer da, vor uns und nach uns, verlässlich im Lebenslauf. Jedoch - Jesu Worte zeigen uns die Realität. »Himmel und Erde werden vergehen ...« d.h., das, was ich für ewig halte, ist letztendlich vergänglich. Was ich für verlässlich halte, wird als zerbrechlich geschildert. Natürlich wissen wir das aus den Erkenntnissen der Wissenschaft - aber ich denke doch in menschlichen Zeitvorstellungen und nicht in erdgeschichtlich geologischen Zeiträumen. Wen bewegen da die errechneten Jahrmilliarden eines Fortbestandes unserer Erde!
» ... aber meine Worte werden nicht vergehen.« Das Aber mitten im Satz sticht hervor. Bei einem Aber folgt noch etwas Entscheidendes. Anders als flüchtige Menschenworte, stabiler sogar als Himmel und Erde, unvergänglich, so sind Jesu Worte.
Dazu fällt mir ein symbolisches Bild ein. Nach dem 2. Weltkrieg liegt Berlin in Schutt und Asche. Das einst stolze Stadtbild ist zu einer Ruinenstadt geworden. Das trifft auch die Kirchen der Stadt, so auch die Elisabethkirche, ein Zeugnis von Schinkels Architekturkönnen. Bomben treffen die Kirche, sie brennt aus bis auf die Grundmauern. Jedoch - auf wundersame Weise bleibt das große Eingangsportal der Kirche erhalten und über der Tür die Buchstaben eines Bibelverses: Himmel und Erde werden vergehen, aber Gottes Worte vergehen nicht.
Viele von uns werden den Kanon »Himmel und Erde müssen vergehen, aber die Musica bleibet bestehen« aus der Schulzeit noch kennen. Hier wird der Musik überdauernde und unvergängliche Kraft zugesprochen. Absolute Kunst, die Krisen und Katastrophen überdauern kann. Denke ich z.B. an Bach-Werke, so scheint mir das wirklich bestätigt. Und hier sehe ich eine Parallele zu dem Bibelvers. Dann kann ich das, was Jesus gelehrt hat, als ewige Wahrheiten verstehen: das Wort von der Liebe und der Liebe des himmlischen Vaters. Dann geht es um das rettende Wort Jesu, das uns durchträgt, auch wenn Himmel und Erde vergehen:
... aber meine Worte werden nicht vergehen.«
Vor fünf Jahren traten die Nachhaltigkeitsziele der UNO in Kraft. Unsere Sprache gibt Hinweise, welche Haltungen dazu notwendig sind.
Auf den ersten Blick scheinen nach und halten nicht gerade die Wörter zu sein, die an die Stelle eines so stark nach vorne gerichteten Wortes wie Zukunft treten könnten! Dennoch können sie, zusammengefügt, durchaus das anschaulicher machen, was Menschen auf der ganzen Welt für die und von der kommenden Zeit erstreben oder erwarten! Die meisten Verben, die wir mit dem Präfix nach versehen, deuten auf ein weiteres, tieferes, intensiveres Tun hin und halten hat am wenigsten mit »Stopp« zu tun, dafür aber ganz viel mit Festigkeit und Haltbarkeit, mit Stütze und Tragfähigkeit. Genau darum geht’s bei den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, die am 1. Januar 2016 in Kraft getreten sind und noch bis 2030 (»Agenda 2030«) gelten sollen.
Wohin der Planet durch kurzsichtiges, rücksichtsloses, ausbeuterisches, auf raschen Gewinn und gesteigertes Wachstum gerichtetes Wirtschaften geraten ist, muss hier nicht erläutert werden. Tag für Tag berichten die Medien über die unübersehbaren Folgen für die Natur, für alle Lebewesen, den Menschen eingeschlossen. Es kann so nicht weitergehen, das ist mittlerweile den meisten verantwortlich denkenden Menschen klar. Wir müssen uns ändern. Die Welt muss sich ändern.
Genau so lautet die Überschrift über den 17 Zielen, welche die Vereinten Nationen auf wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Ebene nach jahrzehntelangen Vorbereitungen formuliert haben: Transformation unserer Welt - Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Diese Umwandlung soll zur »Verwirklichung einer Zukunft führen, wie wir sie für alle wollen«, so der Titel eines richtungsweisenden Dokuments einer UN-Arbeitsgruppe. Eine entsprechende Schautafel (s. Wikipedia) zeigt auf einen Blick die Voraussetzungen für diese Zukunft, eben die 17 Ziele. Hier ist nicht der Platz, um diese im Einzelnen zu beschreiben. Wer will, kann sich dazu ausführliche Informationen im Internet verschaffen, beispielsweise in den Wikipedia-Artikeln »Nachhaltige Entwicklung« und »Ziele für nachhaltige Entwicklung«.
Voraussetzungen für einige Einzelziele oder sogar für alle Ziele sind Lebens- und Verhaltensweisen, die wir in altmodisch klingenden oder fast schon vergessenen Adjektiven ausdrücken, beispielsweise:
sorgsam
achtsam / aufmerksam
bedachtsam
einfühlsam
biegsam
genügsam (etwa Ziel 2: Ernährung sichern - Hunger beenden)
heilsam (etwa Ziel 3: Gesundes Leben)
gelehrsam (etwa Ziel 4: Bildung für alle)
sparsam (etwa Ziel 6: Wasser)
langsam (etwa Ziel 8: Wirtschaftswachstum)
behutsam (etwa Ziel 14: Bewah- rung, Nutzung der Ozeane)
friedsam (etwa Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit)
Es fällt auf, dass wir diese Eigenschaften im Umgang mit allen und allem zeigen, die und das wir wertschätzen, lieben. Denselben liebevollen, pfleglichen und verantwortlichen Umgang benötigt unser Planet dringend. Dementsprechend hat erst Anfang Dezember 2020 UNO-Generalsekretär Guterres wieder einen geradezu dramatischen Appell an die Staaten und an die Menschheit gerichtet.
Und da gibt es doch auch noch das Wörtchen gehorsam. Es ist so oft von den Mächtigen missbraucht und mit Zwang verbunden worden, gerade auch in den Kirchen, dass es gar nicht mehr gerne gehört wird, wenn überhaupt. Dabei bedeutet es im Grunde nichts anderes, als auf jemand hören, auf einen Rat hören und ihn befolgen. Ach, und schon taucht das Wörtchen folgsam auf, das so unangenehm an Kinder- und Jugendzeiten, an Märchen und Traktätchen erinnert, an erhobene Zeigefinger. Wie dem auch sei - wir werden den Planeten nur retten, wenn wir die "sam"-Tugenden wieder üben und auf die Erkenntnisse, Warnungen und Forderungen von Forschern, Wissenschaftlern, Naturschützern und verantwortungsvollen Politikern hören und sie berücksichtigen.
Deutschland scheint dazu entschlossen und engagiert sich bei der Umsetzung der »Agenda 2030« im eigenen Land und auf europäischer Ebene. Es war die Bundesregierung, die vorschlug, in der Präambel der »Agenda 2030« diese fünf Kernbotschaften herauszustellen:
Wir sind entschlossen, Armut und Hunger in allen ihren Formen und Dimensionen ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass alle Menschen ihr Potenzial in Würde und Gleichheit und in einer gesunden Umwelt voll entfalten können.
Wir sind entschlossen, den Planeten vor Schädigung zu schützen, unter anderem durch nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion, die nachhaltige Bewirtschaftung seiner natürlichen Ressourcen und umgehende Maßnahmen gegen den Klimawandel, damit die Erde die Bedürfnisse der heutigen und der kommenden Generationen decken kann.
Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass alle Menschen ein von Wohlstand geprägtes und erfülltes Leben genießen können und dass sich der wirtschaftliche, soziale und technische Fortschritt in Harmonie mit der Natur vollzieht.
Wir sind entschlossen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften zu fördern, die frei von Furcht und Gewalt sind. Ohne Frieden kann es keine nachhaltige Entwicklung geben und ohne nachhaltige Entwicklung keinen Frieden.
Wir sind entschlossen, die für die Umsetzung dieser Agenda benötigten Mittel durch eine mit neuem Leben erfüllte Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung zu mobilisieren, die auf einem Geist verstärkter globaler Solidarität gründet, insbesondere auf die Bedürfnisse der Ärmsten und Schwächsten ausgerichtet ist und an der sich alle Länder, alle Interessenträger und alle Menschen beteiligen.
Als »Bibel für das 21. Jahrhundert« bezeichnet die Deutsche Bibelgesellschaft eine neue Übersetzung, die BasisBibel, die nach zwanzigjähriger Vorbereitung am 21. Januar in Stuttgart in der vollständigen Fassung, also mit Altem und Neuem Testament, vorgestellt wurde. Sie zeichne sich durch Verständlichkeit und eine zeitgemäße Sprache aus. Hinzu komme eine innovative grafische Gestaltung, zum Beispiel mit Erläuterungen von Begriffen am Seitenrand. Die BasisBibel erscheint in verschiedenen Ausgaben, die sich in Schriftbild, Buchgröße und -ausstattung unterscheiden. Neu ist eine »komfortable« Ausgabe, bei der der Text wie in einem Gedicht gesetzt ist, also mit einer eigenen Sinneinheit pro Zeile und durchgehend rhythmischer Sprache.
Die neue Bibelübersetzung will dem Umstand Rechnung tragen, dass sich das Leseverhalten im Zeitalter digitaler Medien verändert hat. Einerseits nimmt die Textmenge, mit der Menschen tagtäglich konfrontiert werden, kontinuierlich zu; dagegen nehmen Zeit und Bereitschaft für eine intensive Lesebeschäftigung ab. Die Sätze in der neuen Bibelübersetzung umfassen in der Regel nicht mehr als 16 Wörter und bestehen aus einem Hauptsatz und höchstens einem Nebensatz. Der »lesefreundliche Text« wurde von vornherein für das »Lesen am Bildschirm und Display« konzipiert; dort lassen sich Worterklärungen im Text einfach anklicken. Gedacht ist die neue BasisBibel, die direkt aus dem hebräischen und dem griechischem Urtext übersetzt wurde, erklärtermaßen vor allem für junge Menschen und für solche, die mit dem Bibellesen noch nicht so vertraut sind.
Wie nicht anders zu erwarten war, stieß die neue Bibelübersetzung auf unterschiedliche Reaktionen. Neben begeisterten Kommentaren in den Bewertungsspalten von Amazon gab es auch kritische Stimmen in den Feuilletons überregionaler Tageszeitungen. So meinte etwa Hannah Bethke in der FAZ vom 2. Februar, dass durch die angestrebte »leichtverdauliche Erstbegegnung« mit der Heiligen Schrift zu viel von der sprachlichen Tiefe und Schönheit der bekannten Luther-Übersetzungen eingebüßt worden sei. In der Lutherbibel von 1984 heißt es beispielsweise im Brief an die Hebräer: »Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.« In der BasisBibel ist nun zu lesen: »Der Glaube ist ein Festhalten an dem, worauf man hofft - ein Überzeugtsein von Dingen, die nicht sichtbar sind.« Probleme bereitet der Autorin auch der Vergleich mit den vielen Vertonungen geistlicher Musik. So zitiere etwa das Brahms-Requiem aus dem ersten Brief des Petrus: »Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume.« Weniger poetisch klinge nun die BasisBibel: »Alle Menschen sind wie Gras. Und ihre ganze Herrlichkeit ist wie eine Wiesenblume.«
Bethke hält es zwar für ehrenwert, junge Generationen zum Lesen der Bibel und überhaupt von Büchern anzuhalten. Ob das aber gelingen könne, wenn die Sprache so sehr vereinfacht wird, dass sie ihren Charakter verliert, sei zu bezweifeln. Man nehme den Lesern des digitalen Medienzeitalters die Möglichkeit einer tief wirkenden, ungefilterten Lektüre, wenn man ihnen sofort die vereinfachte Version vorsetzt. Man unterstelle ihnen auf diese Weise Desinteresse am vertieften Lesen. Ihr harscher Vorwurf lautet, die Leser würden entmündigt, wenn sie noch vor dem ersten Versuch von allen Schwierigkeiten des Denkens befreit werden. Die Annahme, man könne mehr Menschen für das Christentum begeistern, indem man »die als heilig geltende Schrift ... infantilisiert«, komme einer Selbstaufgabe gleich. Zum Glauben gehörten Zweifel. Wenn die Kirche beginne, sie zu scheuen und durch Vereinfachung zu überdecken, verfehle sie ihren Auftrag.
Diese grundsätzliche Kritik wird nicht von jedermann geteilt: So entgegnete kurz darauf ein Leser, der offenbar einschlägige Erfahrungen mit der Bibelvermittlung im Konfirmations- und Religionsunterricht gesammelt hatte, dass die Ergänzung der klassischen Texte durch moderne Fassungen vor allem dann notwendig sei, wenn es um längere Textstrecken gehe. Es sei zwar zuzugeben, dass die BasisBibel im Vergleich mit dem Luthertext »sprachlich nicht erhebend« sei. Aber - so der Leserbriefschreiber - »ab und zu sollten unsere Gemeinschaftsschüler einmal einen Satz verstehen, sonst wird es nichts mit der Mündigkeit.« Zum Glauben würden in der Tat Zweifel gehören, aber bezweifeln könne man nur, was man wenigstens rudimentär verstanden habe.
Angesichts der unterschiedlichen Meinungen dürfte es sich empfehlen, zunächst selbst einen Eindruck von Inhalt und Gestaltung der neuen BasisBibel zu gewinnen. Wer die Ausgabe für die gedruckte Ausgabe (ab 25 Euro) scheut, kann die neue Übersetzung kostenlos auch online auf der Webseite der Deutschen Bibelgesellschaft oder über deren App auf seinem Smartphone oder Tablet lesen. Wer weiterhin die Luther-Bibel bevorzugt, kann auch diese dort kostenlos finden.
»Es ist tatsächlich manchmal sehr bedrückend, aus dem Weltall auf die Erde runter zu schauen und zu sehen, wie wir mit ihr umgehen.« Alexander Gerst, deutscher Astronaut, 2018
In letzter Zeit hatte ich das Glück, an mehreren Internet-Kongressen teilzuhaben, deren Teilnehmer sich, oft unbemerkt von der Öffentlichkeit, für eine neue, bessere Welt einsetzen. Das hat mich tief berührt und sehr beeindruckt.
So betreibt z.B. Andreas Pfeifer in Paraguay auf seiner »The Parent Tree Farm« die ökologische Aufforstung zerstörter Regenwälder und integriert auch Nutz- und Heilpflanzen. Die Pflanzen gedeihen in dieser Mischkultur prächtig. Innerhalb von vier Jahren lässt sich das Ergebnis (auch die Ernte) schon sehen. Seine Arbeit zieht Kreise. Er bekommt immer wieder neue Grundstücke angeboten und trägt so zu einer besseren Umwelt bei.
Außerdem hat Andreas Pfeifer zig Bienenvölker. Auch da wird nachhaltig gearbeitet und jeweils nur die Hälfte des Honigs entnommen, um die Nachzucht zu gewährleisten. Virenbefall gibt es keinen.
Arno Wielgoss kam mit 18 Jahren nach Peru ins Urubambatal in der Region Cusco, wo er die Armut der Bevölkerung hautnah mitbekam. Er beschloss zu helfen. Zunächst mit Solarpaneelen auf einem Gesundheitsposten, auch für elektrisches Licht. Inzwischen hat der Tropenökologe zusammen mit Frauke Fischer die Firma PERÚ PURO gegründet.
Es war nicht einfach, die Bauern in Peru von einer ökologischen Landwirtschaft zu überzeugen. Mit Bodendeckern wurden der ausgelaugte Boden in kurzer Zeit wieder fruchtbar gemacht und Kakao, Gewürze und Kaffee in Mischkultur angebaut - besser als BIO. Die Vermarktung musste natürlich auch organisiert werden und zwar so, dass die Bauern gut davon leben können. Die Lieferung nach Deutschland erfolgt direkt und ohne Zwischenhändler. Besser als Fairtrade, denn den Bauern wird das Doppelte bezahlt.
Der Kakao wird in der Schweiz von einem kleinen Chocolatier nur unter Zugabe von Rohzucker verarbeitet. Das hat natürlich seinen Preis. Aber Schokolade war in früheren Zeiten ein Luxusprodukt, genau wie Kaffee - und da sollten wir wieder hin. Der Genuss ist umso größer.
Dr. Markus Strauß studierte Geografie, Geologie und Biologie. Er beschäftigt sich intensiv mit heimischen essbaren Wildpflanzen. Der freiberufliche Autor und Dozent gründete 2015 die Stiftung Ewilpa® (Essbare Wildpflanzen Parks), die deutschlandweit 4000 essbare Wildparks mit kostenfreien Sammelgelegenheiten schaffen will. Wildpflanzen haben gegenüber unserem gekauften Obst und Gemüse ein Vielfaches an Vitaminen, Spurenelementen usw., stärken das Immunsystem und machen uns insgesamt gesünder. Inzwischen konnte Dr. Markus Strauß sein Vorhaben in einigen Städten umsetzen.